Donnerstag, 26. September 2024

ALTERN

 

Ich habe das Lesen wiederentdeckt. Lange habe ich nicht mehr gelesen, weil meine Augen nicht mehr mitgemacht haben. Lesen konnte ich nur noch ohne meine Brille, ich musste mir die Schriftstücke ganz nah vor die Augen halten und dann den Kopf, den Zeilen folgend, hin- und herbewegen. Das fand ich mühselig, es nahm mir den Spass an der Sache, und so liess ich es eben für eine Weile sein. Aber dann beschloss ich doch, mir eine Lesebrille anfertigen zu lassen (was bloss hat mich so lange davon abgehalten?). Ich kann keines dieser billigen, vorgefertigten Dinger tragen, die es an Kiosken, in Tankstellen oder bei der Landi zu kaufen gibt. Irgendwie habe ich einen etwas speziellen Sehfehler, der nach einer eigens dafür eingeschliffenen Brille schreit. Jetzt balanciere ich zum Lesen ein rosafarbenes Gestell auf der Nase, das mir ein wenig den Anstrich einer in die Jahre gekommenen Chefsekretärin verleiht. 🥴 Aber zum Lesen brauche ich keine topmoderne Sehhilfe, ich muss bloss die Texte in gemütlicher Haltung entziffern können- und das i.d.R. auch nur Zuhause.

Auf dem Couchtisch liegt gerade das Buch "Altern" von Elke Heidenreich. Ich mag die Frau, ihre unkonventionelle, manchmal etwas "robuste", aber immer sehr ehrliche und ungezierte Art. Achtzig ist sie schon, man mag es kaum glauben.

 


 

An diesem Buch bin ich schon seit ein paar Wochen dran. Man- oder zumindest ich!- kann es nicht in einem Zug lesen. Nach ein paar Seiten stauen sich so viele kluge Gedanken zum Altern an, so manches Zitat, das überdacht werden möchte, dass ich immer wieder absetzen und meinem Gehirn diese vielen beachtenswerten Sätze zum genüsslichen Durchkauen vorwerfen muss.

Eine Stelle hat mir besonders gut gefallen. Es ist eine ganz simple Bemerkung, aber ich finde sie essentiell für mich persönlich, die ich ja auch auf dem Weg bin in diesem Abschnitt des Lebens, der sich "Altern" nennt.  

Ich lese also in diesem Buch (auf Seite 43, übrigens):

 

"... dass es nicht wichtig ist, wie ALT man wird, sondern WIE man alt wird!" 

 

Naja, so ganz unwichtig finde ich es nicht, wie alt man wird. Ich würde es schon gerne meiner Grossmutti und meiner Oma nachtun, die im 101. bzw. 90. Lebensjahr die Bühne des Lebens verliessen! Ich lebe von Herzen gern und möchte mein Dasein noch möglichst viele Jahre auskosten. Vorausgesetzt natürlich, ich bleibe einigermassen gesund und die Umstände auf diesem (immer noch so schönen!) Planeten lassen eine lebenswerte Existenz überhaupt noch zu...

Aber zurück zu dieser Aussage. 

Absolut unterschreiben kann ich den Teil "...sondern WIE man alt wird".

Es wäre müssig, jetzt eine Abhandlung darüber zu verfassen, wie man das Altern am "erfolgreichsten" hinbekommt. Das kann sich jeder selber ausrechnen- oder man liest unterstützend EH's Buch! Über sich selbst lachen zu können stelle ich mir sehr hilfreich vor - und die Fähigkeit, immer das halbvolle, nicht das halbleere!, Glas wahrzunehmen. Denn der Pegel im (Lebens)Glas geht unweigerlich zurück, daran lässt sich nichts ändern (an dieser Stelle würde ich mir doch gerne etwas Niederschlagsüberschuss wünschen!). Aber solange noch was drin ist im Glas, ist alles gut! 😁

Auf jeden Fall lässt einem das Buch oft schmunzeln. Und es formt und festigt die persönliche, hoffentlich positive Einstellung zum Thema und macht Mut, das eigene Altern als das zu nehmen, was es ist: ein absolut natürlicher Prozess, der das Leben keinesfalls weniger lebenswert machen muss.

Denn wie stellt die Autorin ganz richtig fest:

 

"Das Meiste 

ist vollkommen unwichtig. 

Man soll 

einfach atmen 

und dankbar sein!"

 

 

3 Kommentare:

  1. dieser Post liebes Hummelchen ist mir eine ganz besondere Freude zu lesen.
    warum?
    a) weil ich das Buch von E. Heidenreich kenne
    b sie sehr schätze
    c) ich vorletzte Woche das Video im österreichischen TV gesehen habe, das mir so gut gefiel dass ich es mir am nä Morgen gleich noch mal aus de Mediathek holte um es nochmal anzusehen
    w e i l
    meine Augen
    D) am Abend zuvor nachts einfach zu müde wurden... weil es über eine Stunde dauerte und mich sehr begeisterte wie sie zu ihrem und überhaupt zum Altern steht...
    überaus sympathisch wie sie erzählte, lachte und sich völlig natürlich am Bildschirm bewegte...
    gelassen, natürlich, selbstverständlich souverän...ist sie mit ihre nun 80 eine bewundernswerte Person die mich schon vor Jahren mit ihrer erschaffenen Kunstfigur, der Else Stratmann begeistern konnte...
    sie macht sich nichts draus wie sie die anderen sehen, oder dass ihr Lebensgefährte soviel jünger als sie ist...das klappt einfach weil sie es zwar ernst aber nicht so wichtig nimmt.
    ich mochte sie in Talk Shows mit ihrer scharfen Zunge
    in ihren Lesungen mit ihrer Stimme
    und im Lesezirkel beim Bücher vorstellen. einfach atmen und dankbar sein - genau so ist es...
    ich glaub ich hab mittlerweile alle ihre Bücher gelesen und jedes davon lohnt sich aufzuschlagen...
    also viel Spass und Vergnügen mit deiner Lesebrille..
    ich trage zum lesen schon Jahre eine und es klappt gut - egal wo ich sitze oder liege...ist sie meine Begleitung auch wenn Celinchen sie mir auch mal von der Nase zieht...
    viel Vergnügen das lesen wird nun auch dein Begleiter sein, denn es ist bedeutend angenehmer als immer zu zwinkern weil man meint trockene oder müde Augen zu haben...
    altern ist notwendig auch um zurück gucken zu können, es ist Bereicherung im Leben auch wenn*s mal zwickt...das vergeht wieder...
    gesund altern ist schön...man muss nur notwendigerweise mit manchem aufhören nicht schlimm...
    herzlich angel

    AntwortenLöschen
  2. Danke ür den Tipp, Buch kommt gleich auf meine „möchte ich lesen“ Liste :-)
    Ohne Lesebrille wäre ich auch aufgeschmisen, so Bücher kann man ja nicht größer schieben mit den Fingern wie am iPad die Texte der Blogs *gg….
    Ich hab mir eine in feschem rot und halben Gläsern anfertigen lassen, damit ich gleichzeitig lesen/stricken/häkeln und drüber schauen kann zum Fernseher oder aus dem Fenster oder Gesprächspartner :-D meine Mädels meinten seinerzeit, siehst jetzt aus wie eine Lehrerin oder eine Professorin :-) fand ich ja ein nettes Kompliment,wusste nicht das ich so schlau ausseh mit dem Ding auf der Nase.
    Dann fröhliches Lesen, herzliche Grüße!

    AntwortenLöschen
  3. erste hälfte 90er hatte ich ein abo für die ELLE - da hat die heidenreich das editorial und kolumnen für geschrieben und ich dachte immer: so ´ne schlaue frau! und mit sehr viel humor!
    ich hab seit jahren eine "nähbrille" damit ich das nadelöhr treffe bzw. nur den faden abschneide und nicht in den stoff.... allerdings in letzter zeit reicht die nurnoch an "guten tagen"........ sie ist übrigens senfgelb in 50s schmetterlingsform :-D
    altern an sich finde ich nicht schlimm, da ich eine mehr als interessante jugend und lebensmitte hatte - nur die körperlichen schmerzen könnten wegbleiben.... aber das kennste ja.
    sei geknutscht - und die bestien auch! <3 <3 <3 xxxxxx

    AntwortenLöschen