Dieses "hygge" hat sich für mich inzwischen leider schon ziemlich abgegriffen. Denn natürlich ist die Industrie sofort auf diesen Zug aufgesprungen und möchte nun unter diesem Synonym Produkte an den geneigten Konsumenten bringen, die dieses Lebensgefühl vermitteln sollen. Und wer nicht begriffen hat, dass ein hyggeliges Leben nur am Rande etwas mit Kerzen, Sofakissen und prasselndem Kaminfeuer zu tun hat, sondern vor allem mit der ensprechenden Lebenseinstellung, mit einem stabilen sozialen Umfeld und erfüllenden Tätigkeiten, egal ob im Job oder in der Freizeit, der wird zum gefundenen Konsumopfer.
Ähnlich verhält es sich mit "lagom". Das ist noch nicht so gebräuchlich, wird es aber wohl noch werden. Dieses Wort bezieht sich mehr auf das Mittelmass im Leben, das auf den ersten Blick ganz furchtbar langweilig sein könnte, auf den zweiten Blick aber ganz viel Ruhe und Ausgeglichenheit offenbart und ein Dasein, das ein Augenmerk legt auf Besonnenheit und Genügsamkeit. Und bevor jetzt einer die Augen verdreht: Es geht nicht um Genügsamkeit im Sinne von Kasteiung, sondern darum, von allem nicht so viel zu haben, dass es einem die Luft zum Atmen nimmt, sondern genau so viel, dass einem sehr wohl und angenehm ist dabei. Es geht um ein gesundes Mass-
halten, in allen Belangen des Lebens.
Es wundert mich nicht im Geringsten, dass das Bedürfnis der Menschen nach Geborgenheit und Verbindlichkeit immer grösser wird. In Zeiten, die von peitschenknallenden Vertretern der Wirtschaft, von Korruption, Umweltzerstörung, Armut, Kriegswirren und Flüchtlingsströmen geprägt sind, macht sich Verunsicherung breit und auch die Wut auf dieses System. Egomane, autoritätsgeile und ziemlich irre Vertreter der Politallmacht wie Kim Jong-un oder Mister Trampel...'tschuldigung: Tramp....ach Mensch, jetzt aber: TRUMP! - tragen keinen Deut zur Entspannung bei. Im Gegenteil; sie riskieren, einzig um ihr aufgeblähtes Ego zu nähren, ohne mit der Wimper zu zucken den Weltfrieden.
Aber: Es sind Zeiten wie diese, die den Menschen dazu bringen, seine Werte kritisch zu hinterfragen und auf die alten, echten, unaufgeregten zurückzukommen.
Schrebergärten galten früher als spiessig und waren etwas für Menschen jenseits der 50, die ihr Glück in dieser Gartenzwerge-Idylle suchten. Heute zieht es junge Familien und Hipster hinaus ins Grüne, wo sie in der Erde buddeln und ihre eigenen Gemüse und Früchte ziehen. Um sie dann, wie es sich gehört, einzukochen, fantasievolle Confituren und Chutneys zu kreieren oder in Form von Sirupen und Pestos abzufüllen.
Handarbeiten erlebt seit ein paar Jahren eine Renaissance par excellence. Und nicht nur weil sich das reimt ;oD findet man wieder Vergnügen daran die Häkelnadel zu schwingen, einen Wandteppich zu knüpfen oder sich ein selbstgenähtes Teil zu besticken. Denn am Ende etwas in der Hand zu halten, in das man Zeit, Liebe und ganz viele Gedanken gesteckt hat, kann von keinem Stück durch die Maschine gejagte Massenware getoppt werden.
Man richtet sich sein Haus, seine Wohnung mit viel Sorgfalt ein. Man möchte nicht nur ein Aufenthaltsort, wo man schläft und isst, sondern ein Nest, ein Zuhause im wahrsten Sinne des Wortes, in dem man ankommt und die Mühen des Alltags abschütteln kann. Genauso verhält es sich mit der Tatsache, dass viele Menschen sich in ihrer Freizeit vermehrt in der Natur aufhalten wollen. Sie gibt uns Licht, Luft, Weite, Bewegung. Sie lüftet den Kopf durch und befreit die Seele. Und das ohne jeden Anspruch an uns- und kostenlos ist dieses Vergnügen noch dazu.
Aber auch Handwerkermärkte, Bioläden, der Bäcker am Eck, der Hofladen erleben regen Zulauf. Man (naja, nicht alle, aber immer mehr Menschen!) ist bereit, für ehrliche, gute Handarbeit und Produkte wieder mehr Geld auszugeben. Denn da weiss man, wer dahinter- und was drinsteckt.
Man repariert, recycliert, upcycelt und hat auch noch Spass dabei.
Mein Fazit: Irre Zeiten wie unsere haben auch ihr Gutes. Denn sie sensibilisieren die Menschen. Für das Wie und Warum, das Woher und Wozu. Und ich wage zu behaupten dass jeder Mensch, der sich (s)ein Nest schafft, sich mit Menschen umgibt, die er gerne mag, der auch mal die Ansprüche retourschraubt und sein Leben zufrieden lebt, das ausstrahlt. Und weitergibt.
Heute morgen im Laden, da hat eine mir völlig fremde Frau ihren Einkaufswagen an mir vorbeigeschoben und mich dabei fröhlich angelacht. "Ach, ist das nett!" hab ich mir gedacht. Und zurückgelacht. Da kann man doch gar nicht anders, oder?
Hummelzherzensgrüsse!
Ach, und PS:
"Ihr Herren Trump und Kim Jong, ihr könnt uns mal. Je mehr ihr rumhetzt und euch benehmt wie kleine Kinder, denen man das Sandkastenschäufelchen geklaut hat, umso mehr halten wir dagegen.
Mit unseren eigenen Waffen. Die heissen Herzlichkeit, Unverdrossenheit, Lebensmut und Empathie.
Die reichen viel weiter als jede eurer Cruise Missiles und haben mehr Sprengkraft als irgendeine Tomahawk. Aber sie treffen Mitten ins Herz. Sie wirken wie Streubomben und hinterlassen tiefe Spuren.
Es sind die effektivsten Waffen, die es gibt auf dieser Welt.
Lasst euch das gesagt sein!"
ICH ÜBERNEHME KEINE HAFTUNG FÜR DIE INHALTE EXTERNER LINKS, DIE ÜBER MEINEN BLOG ZUGÄNGLICH SIND.
ICH WEISE DARAUF HIN, DASS BLOGGER UND GOOGLE AUF DIESEM BLOG VERSCHIEDENE COOKIES VERWENDEN.
FÜR DEN INHALT DER VERLINKTEN SEITEN SIND AUSSCHLIESSLICH DEREN BETREIBER VERANTWORTLICH.
ALLE BILDER UND TEXTE AUF MEINEM BLOG SIND (WENN NICHT ANDERS GEKENNZEICHNET) MEIN EIGENTUM.
SOMIT DÜRFEN SIE NICHT OHNE MEINE AUSDRÜCKLICHE ERLAUBNIS KOPIERT ODER WEITERVERWENDET WERDEN.