Samstag, 26. Oktober 2019

PLATT

Ppppffftttthhhhh.....

Ihr kennt das mit Sicherheit auch: Kommt abends von der Arbeit nach hause und seid zu nichts mehr fähig? So gehts mir in letzter Zeit andauernd. 

ICH.BIN.KAPUTT. 
Hinüber.
Geplättet.

Im Job ist es grad sowas von anstrengend. Bei uns herrscht Personalmangel, zwei Ärzte-Vollzeitstellen sind seit einiger Zeit in unserem Team nicht besetzt. Und das wirkt sich in einer Crew, welche die kleinste der medizinischen Disziplinen im ganzen Haus darstellt, signifikant aus. Die Arbeit wird deshalb ja nicht weniger, en contraire. Und so wirbeln unsere paar übriggebliebenen Ärzte zwischen Ambulatorium, Gebär- und Operationssälen hin und her, während wir MPA's krampfhaft versuchen, irgendwie Ordnung ins Chaos zu bringen, wartende Patientinnen und am Rande des Nervenzusammenbruchs balacierende OP-Planer besänftigen und dabei nie die Freundlichkeit und Zuvorkommenheit verlieren. Meistens jedenfalls. Denn einfach ist das nicht: der Blutdruck pegelt sich irgendwo um die 200 mmHg mindestens ein. Der sowieso schon zu einem altersbedingten Körperwärme-Überschuss tendierende Organismus dreht noch ein wenig mehr auf. Und eine sich über die letzten Monaten aufbauende, latente Müdigkeit gibt einem den allerletzten Rest. Denn nachts fährt das Gehirn fröhlich Karussell, will ums Verr****n nicht runterfahren und meint, das Erlebte vom Tag genau JETZT verarbeiten zu müssen. Und sollte dieser kleine, matschige, fiese Tyrann endlich mal Ruhe geben, dann sind da noch die Mücken. Ich weiss nicht, wo die herkommen- unsere Wohnung ist voll davon. Endlich wäre man mal eingenickt- "ssssssiiiiiiiiiiiiiihhhhhh!!" 


Aaaarrrrgggghhhhhhh!!!!!

Letzten Freitagnachmittag war ich, die Stellung im Ambulatorium mutterseelenallein haltend, ein paar Mal nahe dran, alles von mir zu schmeissen und das Gemäuer schreiend zu verlassen......

Aber nun. Ich bin zuversichtlich. Irgendwann...IRGENDWANN!!....wird sich das alles wieder einrenken.

Und bis dahin freue ich mich über alles Schöne, das mir in der Freizeit dann so vor die Füsse fällt.

Die Kühe zum Beispiel. Die sind jetzt wieder alle runter ins Tal gekommen und bevölkern die Weiden rings ums Haus. Ihre Glocken bimmeln munter, und erstaunlicherweise würde mich dieses Geräusch auch nachts nicht um den Schlaf bringen, obwohl es ziemlich durchdringend ist. Im Gegenteil: Es hat was total Einlullendes, Heimeliges. 

Oder Herr Mautzo. Der kleine Streunerkater, der lange hier ums Haus geschlichen ist. Abgemagert und so verwurmt, dass diese Plagegeister sogar schon aus seinem Allerwertesten gekrochen kamen. Also habe ich ihm ein paar Tabletten verpasst, welche die Viecher interieur abmurksen, und hab ihm 2 Mal täglich lecker Futter rausgestellt. Inzwischen hat er uns adoptiert, sozusagen. Jeden Tag klettert er ein paar Mal über ein Mäuerchen auf unsere Terrasse, klopft energisch an die Tür, die vom Schlafzimmer nach draussen führt, und bittet um Einlass- den wir ihm natürlich gerne gewähren, sofern wir zuhause sind. Ansonsten wartet er einfach, bis einer von uns vors Haus fährt, und kommt dann von irgendwoher angerannt.

Herr Mautzo ist ein Gentleman! Er behandelt unsere beiden Madamchen sehr höflich, bedrängt sie nicht und stellt ihnen nicht nach. Molly ist von ihm sehr angetan und teilt auch grosszügig ihre Sofaecke mit ihm. Toffee gibt sich noch ein wenig blasiert und faucht ihn dann und wann mal energisch an- und muss sich doch im Stillen wohl das eine oder andere Mal eingestehen, dass Herr Mautzo ein feiner Kerl ist. Auch wenn sie das nur ungerne offen zugibt! 




Ganz dolle hab ich mich über ein Päckchen gestern gefreut. Ich hab nämlich bereits das erste Weihnachtsgeschenk geliefert bekommen. Ja- ich. Ausgerechnet ich, die immer so schimpft, weil es jetzt schon allüberall in den Warenhäusern glitzert und glimmert! 
Aber ich hab etwas entdeckt, das ich schon längere Zeit gesucht habe  und das so haargenau zu einem meiner Lieblings-Menschen passt. Handgemacht ist es, hergestellt in einer über 100jährigen Manufaktur, wertig, nützlich und einfach schön. 
Und weil es so hübsch ist, hab ich mir auch eines davon gegönnt.
Nein, leider gibts kein Foto davon- ich vermute stark, dass "der Feind mitliest"! 😏

Und dann sind da noch die schweren Jungs. Die Mietzchen, die so fröhlich um den Stall tollen, in der warmen Herbstsonne dösen und ihr Leben geniessen. Bäume, deren bunte Blätter im Licht glühen. Die blaue Stunde abends, dieser mystische, erhabene Moment, wenn Tag und Nacht sich die Hände reichen und die Silhouetten unserer Berge dunkellila vor dem Firmament schimmern.....

So viele Gründe, sich zu freuen!


Bon week-end, mes chères!
Und vergesst nicht: Uhren zurückstellen!

(Hach! Eine Stunde länger schlafen....genau richtig jetzt... 😴)



Herzlichste Hummelzgrüsse!




Dienstag, 15. Oktober 2019

DAS INNERE NACH AUSSEN


"Zu leben heisst,
das leben zu lassen,
was in uns ist!"

Charlotte Perriand,
französische Designerin





Dieser grossartige Satz stammt von einer unglaublich kreativen, politisch engagierten und überaus interessanten Persönlichkeit. Ich habe kürzlich auf arte eine Dokumentation über sie gesehen und war sofort gefangen von ihrer Wesensart und davon, wie sehr sie ihrer Zeit voraus war. 


"....das leben zu lassen, was in uns ist". 

Ein paar einfache Worte- die so haargenau das beschreiben, was einem Leben Inhalt verleiht. Es sind nicht die materiellen Werte, denen der moderne Mensch Tag für Tag hinterherhetzt und von denen er annimmt, dass sie sein Dasein zu einem wertvollen machen. Diese Annahme ist nichts als reiner Selbstbetrug- vor allem auch, weil der Mensch nie zufrieden sein wird und die Industrie, in Erkenntnis dieser Tatsache, immerzu neue Produkte auf den Markt wirft, die Begehrlichkeiten wecken.

Nur- es zu erkennen- das, was "in einem ist"- setzt voraus, dass man sich seiner Gefühle, Regungen, Ideen, Wahrnehmungen, Gedanken, also des ureigenen "Ich-seins" bewusst wird. Dass man seinen Fokus in Ruhe nach Innen lenken, sich damit beschäftigen kann. Das ist in dieser hektischen, lauten, oberflächlichen Welt mitunter mehr als schwierig. Man ist abgelenkt, rotiert im alltäglichen Hamsterrad, schafft häufig gerade nur das, was einem (zu oft von andern)abverlangt wird.

Und doch ist der Dialog mit dem eigenen Inneren essentiell.
Er lässt einem sich selber als Persönlichkeit erkennen, Wünsche und Ziele definieren, das eigene Handeln steuern und hinterfragen.
Und er hilft dabei, die eigenen Fähigkeiten und Begabungen wahrzunehmen und diese überzeugt einzusetzen.

Inmitten der Natur gelingt mir diese Auseinandersetzung mit mir selbst wohl am leichtesten- gerade jetzt, wo sie noch einmal aus dem Vollen schöpft, verschwenderisch und in einer Farbenpracht, die unvergleichlich ist. 

Wenn ich mit einem der schweren Jungs durch den Wald gehe- nicht reite, sondern mit ihm am Strick laufe-, wenn man nur das dumpfe Ploppen der Hufe hört und das Rascheln das Laubes unter meinen Füssen, dann gerate ich manchmal in einen Zustand, der wohl einer Meditation gleichkommt. 
Auf einmal koppelt sich die Aufmerksamkeit ab vom Hier und Jetzt, Gedanken schweben leicht wie Federn im lauen Wind, und sie werden Eins mit andern Empfindungen- dem Riechen, Hören, Sehen. Das eine ergänzt das andere, komplettiert sich gegenseitig, alles wird zu einem Ganzen. Auf einmal finden sich Lösungsansätze für Probleme, entstehen Ideen, zieht man die eine oder andere Erkenntnis.

Die Beschäftigung mit dem, was "in uns ist", stärkt unser Selbst-bewusst-sein (im wahrsten Sinn des Wortes!), festigt uns als Persönlichkeit, gibt uns die Sicherheit das zu tun, was wir als Richtig erachten. Und sie verleiht den Elan, Neues in Angriff zu nehmen und die Souveränität, es mit Fassung zu tragen, sollten wir dabei einmal scheitern. 😌

Bringt nicht alleine dieses "d'accord-Sein" mit sich selbst Werte in ein Leben, die mit Geld nicht zu begleichen sind?


Mag sein, dass Madame Perriand ihre Aussage anders verstanden wissen wollte.
Aber meine mentale Auseinandersetzung damit hat nun diese Intepretation hervorgebracht... 😊



Wunderbare 🍁Herbsttage🍁 euch weiterhin,
herzlichste Hummelzgrüsse!