Mittwoch, 28. September 2016

HOMO NEANDERTHALENSIS

Jeder auch nur annähernd versierte Hobby-Paläontologe wird einem ohne den leisesten Hauch eines Zweifels bestätigen, dass der Homo neanderthalesis ausgestorben ist, eliminiert von der Evolution, verdrängt vom Homo sapiens, dem "weisen Menschen". (Nein, nicht "weiss". Weise!)Der Spezies also, die am Stichtag des 1. Januar 2016 in der Summe von aberwitzigen 7.391.068.000 Exemplaren diese unsere Welt bevölkert. 

Der Neandethaler.



Isser nicht irgendwie schnuckelig??

Ich verrate euch ein Geheimnis, aber psschschschttt!!  
*verschwörerisches-Flüstern-und-mit-den-Augenrollen*:

Er lebt!!

Und bevor sich jetzt einer vielsagend an die Stirne tippt und denkt, dass mit der FrauHummel definitiv irgendwas nicht stimmen kann: 
Ich bin ihm begegnet. Hier, in unserer Wohnung. Ganz, ganz sicher.

Er sitzt aber nicht irgendwo in der Ecke auf seinen Fersen und stiert mit trübem Blick unter seinen mächtigen Augenwülsten hervor weil er nicht versteht, durch welches Zeitloch er denn nun in diese ihm völlig fremde, hektische, laute Welt geschleudert wurde.

Nö-nöööö!
Aber: er begegnet mir jeden Tag beim Blick in den Spiegel.

Okay. Rein optisch verbindet mich nicht viel mit diesem Urmenschen.
Keine fliehende Stirn, keine langen Arme, keine dicke, breite Knubbelnase. 

Aber drückt mir irgendein elektronisches Steuergerät in die Finger, setzt mich an einen Computer, der ein Eigenleben entwickelt (und ich schwöre: die haben eins!! Zumindest in meiner Gegenwart!) und lasst mich schutzlos damit alleine.
Schon kommt er angedackelt. Der Urzeitmann. 

Eigentlich bin ich ja nicht ganz doof. Eigentlich. Ich bin mit recht ansehnlichen Erfolgen durch meine Schulzeit marschiert, habe 2 Ausbildungen abgeschlossen und ernähre mich seit über 33 Jahren selbstständig. 
Aber ich bin, ich gebe es ungeniert und unumwunden zu, ein Moderne-Technik-Neanderthaler.

Mir fehlt definitiv ein Gen (vielleicht sind es auch mehrere), das/die ein reibungsloses Bedienen zeitgemässer elektronischer Geräte erst möglich machen.

Beispiel? Bitte:

Früher hatten wir 3 kleine Kästchen, mithilfe derer man unseren Fernseher anmachen konnte. Eins für das TV-Gerät, eines für den Receiver, eines für den Satellitenempfänger. Auf jedem dieser kleinen Helferlein musste ich genau EINEN KNOPF drücken, und schon sprang unser Gerät an.
Irgendwann kam HerrHummel auf die grandiose Idee, aus Drei Eins zu machen. Sprich: Er kam mit so einem Multifunktionswunderdingens nach hause. Und von dem Moment an war alles anders. Sprich: ungleich komplizierter.
Um unseren Fernseher in Gang zu kriegen muss man jetzt SIEBEN!! Knöpfe und Wippen bedienen, und wehe, WEHE!!, man vertippt sich irgendwie. Dann läuft es total konfus, bzw. es läuft eben GAR NICHT.

"Maaaaartiiiiiin!!" (denn so heisst HerrHummel im richtigen Leben),
"der Feeeernseher will mal wieder nicht!"

Unwilliges Grummeln im Arbeitszimmer, Füssescharren und sich näherndes Schlurfen.

"Wieso läuft der Fernseher nicht?"
"Das weiss ich doch nicht!"

Fliegender Wechsel der Fernbedienung von Frau zu HerrnHummel.

"Ja warum machst du denn den Receiver nicht an?"
"Hab ich doch!!"
"Hast du nicht."
Vernichtender Blick, der soviel wie "Frauen und Technik!!" ausdrücken möchte, und das Gerät funzt.

Ungleich dramatischer wird die Situation, wenn ich aus Versehen irgendeinen falschen Knopf erwische und ich mich, bzw. der Fernseher sich, plötzlich in irgendeinem Programmier-Modus befindet.

AAAARRRGGGGHHHHHHH!! 

Da komme ich ohne fremde Hilfe nie mehr aus eigenen Kräften raus. Ich kann höchstens einfach alle Stecker ziehen und die Batterien aus der Fernbedienung herauspopeln.

In ähnlicher Manier verhält es sich mit meinen Computern zuhause und am Arbeitsplatz. Alle Programme und Funktionen, die ich täglich anwenden muss, die hab ich einigermassen im Griff.
Für mehr reichts einfach nicht.
(Fragt nicht, wieviele hysterische Anfälle HerrHummel durchlitten hat, bis ich fähig war, meine Posts ohne seine Hilfe ins Netz zu stellen..... ;oD)

HerrHummel aber setupt und debugt, was das Zeug hält, baut Websites und designt irgendwelche Logos, schreibt Programme und wasweissichsonstnochwas, und ich frage mich andauernd:

Woher kann der das??
Denn eine entsprechende Ausbildung hat er nie gemacht.

Aber gut. Ich kriege es dafür hin, ein hysterisches Pony zu beruhigen, einen mittels Motorsäge aufgefrästen Oberschenkel zusammenzunähen oder die Räder an meinem Auto zu wechseln (HA!!).

Oberschenkelzusammenzurren und Ponyberuhigen schafft HerrHummel nicht. 

Jeder nach seinen Möglichkeiten!


Herzliche Grüsse!
Eure Hummeline neanderthalensis

  





   

Sonntag, 18. September 2016

TARTE AU CITROUILLE

Ist es nicht jedes Jahr dasselbe? Kaum manifestiert sich der Herbst (hier zog bereits der erste Herbssturm mit viel windigem Getöse und Sprühregen um die Häuser), da freut man sich auch schon auf deftige Mahlzeiten, die alles einbinden, was diese Jahreszeit so an Köstlichkeiten zu bieten hat!

Die Frau BWH kommt heute mit einer feinen Suppe um's Eck, und bei Grazyna lief mir beim Anblick der französischen Tarte au Citrouille so sehr das Wasser im Mund zusammen, dass ich mir vornahm, sie gleich dieses WE nachzubacken. (Übrigens ist auch das Video dazu absolut sehenswert. Sagt selber: Möchte man nicht gleich seine Koffer packen und auswandern, um SO! zu leben?? Dieses Bedächtige, Unaufgeregte, Naturnahe.....aaaaach......!!)

Gehn wir also ans Werk. Ich habe ein paar Variationen à la Hummel vorgenommen, aber darin liegt ja des Künstlers Freiheit, n'est-ce pas?? ;oD

Alors:
Wir haben ein paar Zwiebeln und Champignons in Würfel geschnitten und mit einer Handvoll Speckwürfel (vom freilaufenden Schweinchen!) angebrutzelt. 4 Knoblauchzehen durch die Quetsche dazugedrückt, mit Salz, Pfeffer, Thymian und Oregano gewürzt. 
Anschliessend wurde ein mittlerer Butternutkürbis durch die grobe Raffel gedreht. (Meine alte Zyliss ist unbezahlbar wenn es darum geht, irgendwas kleinzukriegen! Und sie beweist einmal mehr, dass das Althergebrachte oft einfach das Beste ist. Und unkaputtbar noch dazu.)



Der Kürbis wanderte zum Rest in der Pfanne und schmurgelte ein Weilchen mit.




Unterdessen wurde der Kuchenteig in die Form gelegt und mit der Gabel eingestochen, das Kürbisgemisch wurde ordentlich darauf verteilt.

Nun gingen 2 Eier eine Liaison ein mit einer Packung Magerquark, wurden mit Salz, Pfeffer, ein wenig Muskat und ordentlich gehackten Schnittlauch aromatisiert, über die Füllung gegossen und mit der Gabel ein wenig in das Kürbisgemisch eingearbeitet.

So. Und jetzt würde der Ziegenkäse ins Spiel kommen. Da wir uns aber nicht sicher waren, ob wir den leiden können, hatte ein Tomme à la Crème Jean-Louis die Ehre, wurde in Scheiben geschnitten und obenauf gelegt. Frische Feigen, wie Grazyna sie für ihre Tarte verwendet hat, konnte ich leider keine finden.



Die ganze Herrlichkeit wanderte nun für ca. 25 Minuten bei gut 200° in den Ofen.

Wir waren gespannt!

Optisch war die Tarte schon mal eine Augenweide.




Und sie hat wunderbar geschmeckt! Ich hab mir sogar ein Gläschen Wein dazu gegönnt und fühlte mich der Touraine gleich um ein paar Kilometer näher.....  ;oD


Ausserdem passt das Wetter heute ganz ausgezeichnet, um sich genussvoll den Magen zu wärmen, das Weinglas zu schwenken und sinnierend aus dem Fenster in die Landschaft zu gucken.





Bon appetit, mes chères amies, à bientôt!

Mittwoch, 14. September 2016

SZENENWECHSEL

"Nein, nein, nein!!" 
zetert der Sommer, stampft empört mit einem Fuss auf und wischt sich eine blonde Locke aus dem zornesroten Gesicht.
"Ich WILL noch nicht gehen!".

Der Herbst, der ihm gegenübersteht, wiegt bedächtig den Kopf und lächelt leise über diesen Gefühlsausbruch. Streicht mit der Hand durch seinen Bart, der immer ein wenig zerzaust aussieht, und beschwichtigt:
"Höre, Sommer. Du hattest deine Zeit. Und du hast sie gut genutzt. Aber jetzt bin ich dran. Siehst du denn nicht, wie frühmorgens, wenn der Tag langsam über die Berge klettert, schon die Nebelchen ziehen? Wie feine, zartgewebte Mousselinetücher spanne ich sie in die Landschaft. Und im Gras glitzert der kühle Tau, Millionen winziger Glassplitter gleich. Ich färbe die Blätter der Bäume bunt, ich mache die Tage kürzer und die Nächte länger. Verleihe dem Licht eine Klarheit, wie nur ich es zustande bringe, und lasse die Natur noch einmal ihr ganzes Füllhorn ausschütten, bevor sie sich zur Ruhe legt. Und du wirst sehen: Schon bald schicke ich stürmische Winde und lasse den Regen ein fröhliches Liedchen an die Fensterscheiben der Häuser klopfen.
Also zieh von dannen, lieber Sommer, und sammle deine Kräfte für's kommende Jahr!"

Lachend wirft der Herbst den Kopf in den Nacken, füllt seine Backen und prustet so ungestüm gegen den nächsten Baum, dass die Blätter aufwirbeln und eine Amsel erschrocken aus dem Geäst fliegt.


Mit hängenden Schultern gibt der Sommer klein bei und räumt das Feld. "Aber ich komme wieder!" ruft er beim Weggehen noch über die Schulter zurück.

Und der Herbst? Der tut, was ein Herbst eben tun muss. Schreitet seinen Garten ab, streichelt hier einem Apfel über die Wange, sodass er vor Verlegenheit ganz rot wird, und grüsst dort einen Schmetterling, der in der noch warmen Sonne von einer Blüte zur andern taumelt, immer in der Gewissheit, dass auch seine Tage bald gezählt sind.



Alles ist wie immer. Und alles ist, wie es sein soll.


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Doch, es war ein guter Sommer. Viele Mussestunden hat er mir gebracht, viel Zeit zum Ausspannen, Nachdenken, Energietanken.
Leider hatte er auch eine Diagnose für mich im Gepäck; die Krankheit wird mich nicht umbringen, leichtermachen wird sie mein Leben allerdings auch nicht. Aber ich bin ja ein Indianer......

Was noch? Wolldecke fertiggehäkelt, Schal, seit Ewigkeiten auf den Nadeln hängend, zu Ende gestrickt. Wieder Seife gesiedet, diesmal mit Honig. Wer einmal seine eigene Seife gesiedet hat, der wird so schnell nichts anderes mehr wollen! ;oD

Inzwischen sind auch die Jungs aus dem Jura zurück, mit dicken Bäuchen und sehr zufrieden mit sich und der Welt. Und einmal mehr gelangte ich zur Erkenntnis: Ohne die Jungs geht das nicht! Zumindest nicht auf Dauer.

Und ich habe realisiert: Das Schreiben fehlt mir.
Also werde ich hier in loser Folge weiter meine Gedanken auf's virtuelle Papier bringen. Kann sein, dass demnächst vielleicht die Kommentarfunktion verschwindet. Da hadere ich noch ein wenig.....

Dann also: 

Même lieu, même sujet. De loin en loin!


Und grüsst mir den Herbst, wenn ihr ihm begegnet! ;oD