Sonntag, 30. Oktober 2016

WONNIG.WOHLIG.SCHÖN!

Fühlt ihr es auch? Alles kommt jetzt zur Ruhe. Die Natur vor allem. Sie beschenkt uns momentan mit wunderbar stimmungsvollen Bildern. Fröhlichbuntes Laub, das lautlos sich vom Baum löst und mit sanftem Schwung zu Boden gleitet. Zarte Nebelfetzchen, die sich zwischen die Bäume spannen und an die Gebirgszüge schmiegen. Oder traumhafte Sonnenuntergänge, die Landschaft mit goldenem Glanz umhüllend, mystisch und theateralisch zugleich.


Gestern Abend vor unserem Stubenfenster

Aber auch der Mensch kehrt ein. Er widmet sich wieder mehr dem häuslichen Leben, macht es sich gemütlich und und wendet sich mussevollen Beschäftigungen zu. Liest, werkelt, gibt sich seinen Gedanken hin. 
Adieu, ihr Tage der geschäftigen Rastlosigkeit während der warmen Jahreszeit! 

Die Natur macht es uns in gemächlichem Rhythmus vor: Ohne grosszügige Ruhephasen gibt es kein Gedeihen und Wachsen. Alles hat seine Zeit. Und wer sich diesem natürlichen Rhythmus verweigert erschwert sich sein Dasein nur unnötig.


Einer Mietze muss man Müssiggang nicht extra erklären.....

Alles Jammern und Schimpfen nützt nichts: Sie klopft mit spitzem Knöchel an unsere Fenster, die kalte, dunkle Zeitspanne. Schnee und Eis bringt sie uns mit, frostige Tage und lange Nächte. 
Aber sie verwöhnt uns auch ausgiebig mit Schönem: warme Düfte, wenn wieder vermehrt gebacken und Deftiges gekocht wird. Weiches Licht, von vielen Kerzen herrührend, die wir jetzt gerne in unserem Zuhause entzünden. Wohlige Stubenwärme, die uns nach einem ausgiebigen Spaziergang in der Kälte umfängt, wenn wir mit roten Wangen und leuchtenden Augen nach hause zurückkehren. Rein in die warmen Puschen und ab in den gemütlichen Sessel, mit einem Buch und einem dampfenden Tee!



Und leise, aber unüberhörbar, melden sich in unseren Köpfen die Gedanken an eine glitzernde, geheimnisvolle Zeit. Gedanken, die zu Kreativität anregen, um unser Daheim festlich zu schmücken oder um handgefertigte Geschenke für unsere Lieben entstehen zu lassen.
Stunden hingebungsvollen Werkelns stehen bevor, voller Geheimniskrämerei und Vorfreude.

Ihr denkt, dass ich da ganz schön viele Klischees bemühe?
Mag sein. Aber GENAU so fühlt sich die kalte Jahreszeit für mich an.
Warm, gemütlich und inspirierend. (Oh, ich liebe dieses Wort! Inspiration....."Beseelung", "Einhauchung" heisst es ja direkt übersetzt. Besser könnte man es nicht beschreiben, was diese Zeit mit mir macht! Beseelung...hach......)

Dass ich sie liebe, diese unwirtliche Spanne, das dürfte inzwischen hinlänglich bekannt sein. ;oD

Wer weiss- vielleicht kann ich euch mit meiner Leidenschaft ein bisschen anstecken?

Habt mussevolle Tage, herzliche Grüsse!



PS: Übermorgen kommt wieder mein grosser, kalligraphierter Leuchtestern ans Stubenfenster. Als kleiner, strahlender Einstieg in die kalte, glitzernde Jahreszeit soll er uns die Abende in warmes Licht tauchen.



  

Dienstag, 18. Oktober 2016

ZUR RICHTIGEN ZEIT AM RICHTIGEN ORT

Mannmannmann....DAS war ja wieder mal was. 
PUUUHHHHHHHH.
Wie gut, dass wir grade Ferien haben (juu-huuuchz!!) und somit später als gewöhnlich im Stall aufschlagen, um allen vierbeinigen Freunden Frühstück zu servieren und die Gemächer sauberzumachen.




Aber von vorne:
Fahren wir also heute um 7 Uhr früh zu den Ponys. Als erstes bekommen sie immer ihr Heu serviert, und es verbreitet sich sofort gefrässige Ruhe (nur unterlegt von dumpfen, regelmässigen Mahlgeräuschen der Zähne).
Aber irgendwie.....was ist mit Johnny los? Der steht in der Gegend rum, würdigt das Heu keines Blickes und schüttelt immer wieder den grossen Kopf.
"Na, keinen Hunger heute??" frage ich ihn, nur um mir gleichzeitig schon Sorgen zu machen, denn DAS ist sehr ungewöhnlich.
Wir fangen also an, den Stall auszumisten; dabei behalte ich John aber immer im Auge.
Und prompt geht das los, was ich insgeheim bereits befürchtet hatte:  
Er guckt nach seinem Bauch, stampft mit den Hufen auf und versucht immer wieder, sich hinzulegen.
Vor meinem geistigen Auge taucht das Schreckgespenst aller Pferdehalter auf.

KOLIK!!!

Sofort rufe ich den Veterinär an (ist mir jetzt grad völlig Wurscht, wie früh das noch ist!), und der verspricht, gleich jemanden loszuschicken.

Zwischenzeitlich wollen wir mit Johnny auf dem Reitplatz Runden drehen, denn das verhindert a) das Hinlegen und b) animiert es den Darm, aber John weigert sich. 
Also binde ich ihn an der Stallwand an, damit sich John nicht hinlegen kann, mit geöffnetem Halfter, wie ich das immer tue. HerrHummel bekommt die Aufgabe, bei ihm Wache zu schieben, damit ich mich unterdessen um die Mietzchen kümmern kann.

Ich komme eben wieder die Heubodentreppe runter und in den Stall rein, da sehe ich grade noch, wie Johnny umkippt. Einfach so. Wie wenn ihm jemand die Hufe unter dem Körper weggezogen hätte. Gottseidank fällt er mit dem Rücken zur Wand, was den Sturz ein wenig abbremst, aber unglücklicherweise fällt er dabei auf die Anbindekette, sodass er mit dem ganzen Gewicht seines Kopfes und Halses da draufdrückt. Ich schaffe es, ihm das Halfter über die Ohren zu ziehen, aber nicht, es ihm ganz vom Kopf abzunehmen. An den Panikhaken kommen wir nicht dran, weil der genau in der Kehle zu liegen gekommen ist und jetzt unter Spannung steht.
HerrHummel und ich schieben und heben aus Leibeskräften- aber hat jemand von euch schon mal versucht, um die 700 Kilo ohnmächtiges Lebendgewicht von der Stelle zu bugsieren?? Eben. Zu allem Unglück hat sich John zwischenzeitlich irgendwie auch noch auf den Rücken gedreht, die Beine hängen in der Luft- ein wirklich beängstigendes Bild ist das. 
Ich weiss mir nicht anders zu helfen als einen Strick zu holen, ihm den doppelt um den Hals zu legen und dann mit aller Kraft das Pferd hin- und herzuschaukeln. Und siehe da: Plötzlich wird John seiner 7 Sinne wieder mächtig und springt mit einem einzigen Schwung auf die Beine.

Seltsamerweise ist er von dem Moment an ganz ruhig, wie wenn nichts gewesen wäre.

Gottseidank trifft ein paar Minuten später die Tierärztin ein und untersucht ihn. Die Darmgeräusche seien etwas vermindert, der Kreislauf okay, meint sie. Und spritzt ihm ein Spasmolytika. Ein krampflösendes Mittel also.

Sie empfiehlt uns, jetzt doch noch einen längeren Spaziergang mit ihm zu machen, damit die Darmtätigkeit angekrubelt wird, und ihm hinterher Heu anzubieten. 
Gemeinsam mit seinem Freund Harry marschieren wir also eine zügige Runde durch den Wald, Johnny hält flott mit und ist wieder ganz der Alte. Und wir müssen ihn hinterher auch nicht zwei Mal bitten, als wir ihm sein Heu vorlegen.

Mannmannmann. Wir haben alle echt Glück gehabt. Nicht auszudenken was gewesen wäre, wenn Johnny irgendwann im Laufe des Morgens umgefallen wäre, und keiner hätte es gemerkt......

HerrHummel ist immer noch ganz geknickt- sowas kann er sehr schlecht ab.
Und ich bin einfach froh, dass wir zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle waren. Mit Koliken ist nicht zu spassen; schon ein paar Stunden können über Leben und Tod entscheiden!
Es reicht völlig, dass uns im letzten Jahr Vajo und Ali verlassen haben......

Für mich hat sich mal wieder bestätigt: 
Ich werde nach wie vor keine Halfter schliessen, wenn ich ein Pony anbinde.

Und gleich fahren wir nochmal los zum Stall. Gucken, was die Jungs so treiben.


Habt einen schönen Tag! Und passt auf eure 4beinigen Freunde auf! 


Nachtrag: Vorhin kam uns Johnny wiehernd entgegengetrabt und machte sich dann auch gleich über's Futter her - man kann also Entwarnung geben! :oD


Donnerstag, 6. Oktober 2016

CHANGER LE MODE DE VIE

Ach, diese Franzosen. Die halten in ihrem Vocabulaire für Alles so schöne Begriffe bereit! Wenn wir etwas mit "Lebensart" umschreiben, dann nennt der Franzose das "le mode de vie". So viel eleganter hört sich das an! Bin halt ein wenig frankophil, mag so gerne diese entspannte französische Art, die Dinge anzugehen, die Sprache, die Liebe zum Schönen und allem, was Leib und Seele guttut! Der Franzose nennt es überaus treffend "savoir-vivre", also "wissen zu leben". Und das bringt es doch auf den Punkt! 


SAVOIR VIVRE. 
Zwei Worte, die in meinem eigenen Leben inzwischen wegweisend sind.
In den letzten Jahren ist es mir immer wichtiger geworden, meinem Leben ganz viel Qualität zu geben. Meiner anstrengenden Arbeit in der Klinik möglichst viel Entspannung gegenüberzustellen, viele Ruhephasen einzubauen. Mich mit Anregendem zu beschäftigen, kreativ zu sein, philosophische Ansätze zu integrieren. Das mag sich jetzt ein wenig hochtrabend anhören- aber ich ertappe mich immer öfter dabei, dass ich irgendwo sitze und "denke". Mich intensiv damit auseinandersetze, warum die Dinge so sind, wie sie sind. Und ob es Sinn macht, sie zu ändern. Oft genug ist es erstaunlich, welche Resumés sich da erschliessen! 

Ich möchte mir Zeit nehmen für das, was ich tue.
Tranquillité nennt der Franzose das. Beschaulichkeit. Sich einer Sache ganz zu widmen, ohne abgelenkt zu werden.
Das konnte ich früher nur schlecht. Immer hätte ich gleichzeitig noch dies und das und jenes tun, erleben, erledigen wollen. 
Aber irgendwann hab ich festgestellt: Es tut mir nicht gut. Es lenkt mich vom Wesentlichen ab. Es macht unzufrieden. Erst wenn man den Fokus ganz darauf lenkt, was man gerade tut, wird man sich dessen BEWUSST. Und Bewusst-sein wird ja als "die Fähigkeit, mit dem Verstand und den Sinnen die Umwelt zu erkennen und zu verarbeiten" definiert. Was für mich im Umkehrschluss bedeutet: Nur wenn ich mir etwas bewusst mache, kann ich es auch verstehen. Und ihm die angemessene Wertschätzung entgegenbringen! 

Ich halte mein Leben so einfach wie möglich. Sehe es nicht als vergeudete Zeit an, wenn ich "nur" bei meinen Tieren sitze und ihnen zuschaue. Im Gegenteil: Diese Beobachtungen haben mich schon vieles gelehrt. Nicht nur über das Wesen von Tieren; oft lassen sich diese gewonnenen Erkenntnisse auch auf das eigene Leben ableiten!

Überhaupt sind in und mit der Natur verbrachte Stunden ein wahres Elixier. Die Jahreszeiten zu sehen, zu riechen, zu fühlen und zu schmecken, Licht- und Wolkenspiele am Himmel zu bestaunen, sich den kalten Wind um die Ohren pfeiffen oder die Sonne ins Gesicht scheinen zu lassen, feuchte Erde zu riechen oder sich Schneeflocken auf der Zunge zergehen zu lassen- all das sind sehr belebende Empfindungen.




Vorgestern Abend am Stall.....

Am Herd zu stehen ist keine meiner grossen Vorlieben; aber mit ganz einfachen Zutaten etwas Feines auf den Tisch zu zaubern das gut schmeckt und gut tut, macht trotzdem viel Spass. Zur Zeit gibt es so viele Geschenke aus Feld und Wald zu verarbeiten:


Rosmarin-Bratkartoffeln mit einem 
Kürbis-Pilz-Rahmragout 
zum Beispiel 
oder


....eine Kartoffel-Rüebli-Kohlpfanne 
mit Quittenmus 
vom eigenen Baum.

Ein einfaches, aber schmackhaftes Gericht kann so viel genussvolles Wohlbefinden vermitteln. Doch auch hier gilt: Dieses Wohlbefinden stellt sich nur ein, wenn man der Tätigkeit "Essen" die angemessene Aufmerksamkeit zukommen lässt. 

Und überhaupt fällt einem auf: Alles Gute braucht seine Zeit. Egal ob zwischenmenschliche Beziehungen, das Entwerfen des eigenen Lebensplanes oder der Aufbau des höchstpersönlichen Selbst-Bewusstseins, egal ob Wein, Käse oder Seife ;oD : Alles braucht viel Zeit zum Reifen!

Meine "mode de vie" hat sich sehr verändert, seitdem ich mir Zeit nehme. Ich bin viel achtsamer geworden und dadurch innerlich auch sehr viel ruhiger und ausgeglichener. 


Laissons savoir-vivre, chères amies, 

cordialement,

FrauHummel