...MINIMALISMUS!
Das Thema heute:
Klamotten / Fashion / Bekleidung
Die Bahnwärterin und Frau Aurelia sind heute natürlich auch wieder mit von der Partie (bitte rüberklicken!); jede von uns Dreien beleuchtet das Thema aus einem andern Focus- das wird interessant!
Wer
hier schon länger mitliest weiss: mein Kleiderschrank zeigt sich ausgesprochen
übersichtlich. Im Schnitt kaufe ich mir 2 neue Teile pro Jahr, und auch
dann überlege ich mir sehr genau, ob ich die wirklich brauche.
Deshalb ist Fast fashion ein absolutes Reizthema für mich- also habe ich darüber gründlich recherchiert. Und ich habe Fakten zusammengetragen, die einem wirklich konsterniert zurücklassen, denn die Bekleidungsindustrie richtet insgesamt einen unglaublichen Schaden an auf diesem Planeten. Macht euch auf einen langen Text gefasst....
Los gehts- fangen wir mal an mit den
ROHMATERIALIEN 🌱
Baumwolle ist der wichtigste Rohstoff für unsere Textilien. Sie wird hautpsächlich in China, Indien, den USA, in Pakistan, Brasilien, Usbekistan, in der Türkei und in Ägypten angebaut.
Pro Kilo produzierter Baumwolle werden im Schnitt 11'000 Liter Wasser verbraucht (!!), meist Oberflächenwasser. Der Aralsee z.B., einst das 4.grösste Binnengewässer der Welt, ist durch den Baumwollanbau rundherum auf einen Drittel seiner ehemaligen Grösse geschrumpft und gleicht jetzt einer Wüste.
Ausserdem verzeichnet man pro Kilo Baumwolle den Einsatz von einem Kilo Chemikalien (wie Dünger, Pestizide, Färbemittel....), welche die Natur extrem belasten. Durch den intensiven Düngereinsatz etwa versalzen die Böden, sie werden schon nach ein paar Jahren unfruchtbar und erodieren.
Auf ungefähr 2/3 der weltweiten Anbauflächen wird genveränderte Baumwolle angebaut. Welche Konsequenzen das auf lange Sicht für die Umwelt (und somit auch für alle Lebewesen!) hat, das kann keiner mit Sicherheit sagen.
Ausserdem sorgt auch der Baumwollanbau, wie alle Monokulturen, für einen deutlichen Rückgang der Artenvielfalt.
Rund 60% aller Textilien enthalten aber auch noch Kunstfasern. Diese werden beim Waschen ausgespült und gelangen so in unsere Gewässer. Alleine in unseren Meeren stammen 35% des Microplastiks aus unserer Bekleidung!
Kommen wir zur
HERSTELLUNG....✂️
Fast fashion wird zum Grossteil in Indien, Bangladesh und China hergestellt.
Rund 60 bis 75 Millionen Menschen arbeiten in den Verarbeitungs- und
Konfektionsfabriken der Modeindustrie, davon 80% Frauen.
In Bangladesh z.B. verdient eine Textilarbeiterin umgerechnet ca. 64 Euro im Monat- das ist etwa ein Viertel von dem, was sie unbedingt zum Leben bräuchte.
Die meisten dieser Arbeiterinnen haben keinen Vertrag, keine Krankenkasse und keine Sozialversicherungen. In Guandong/ China z.B. leisten die meist jungen Näherinnen bis zu 150 Überstunden pro Monat.
Viele Unternehmen verpflichten sich mittlerweile auf dem Papier zu einem existenzsichernden Lohn, allerdings unternehmen die wenigsten konkrete
Schritte, einen solchen umzusetzen.
Viele der Arbeiterinnen, etwa 60% von ihnen, sind ausserdem Belästigungen ausgesetzt und erleben verbale oder physische Gewalt.
Übrigens: du denkst, dass es die ganz grossen Marken (Gucci, Chanel, Armani & Co.) besser machen? Falsch gedacht. Die sind leider kein bisschen besser. Und Greenwashing wird sowieso quer durch die Landschaft betrieben. Aber das wäre ein anderes, postfüllendes Thema....
... UND ZUM KONSUM 🛒
Gab es früher 2-4 Kollektionen im Jahr, so sind es heute bis zu 24! So wird von der Industrie (und da vor allem von derjenigen, die Fast fashion herstellt) ein immer grösserer Anreiz geschaffen, sich andauernd neue Klamotten zu kaufen.
So hat sich zwischen 2000 und 2014 die weltweite Textilproduktion verdoppelt. Im Jahr 2020 wurden weltweit 120 Milliarden Kleidungsstücke hergestellt. Tendenz steigend....
Jede/r Europäer/in hat im Schnitt 118 Stück Bekleidung im Schrank (Unterwäsche und Socken nicht mitgerechnet!)
Neu gekauft werden pro Jahr und Konsument ausserdem aber durchschnittlich noch unglaubliche 60 neue Teile. Und davon werden wiederum etwa 40% gar nie oder höchstens 2 Mal getragen.
WAS IST MIT DER
ENTSORGUNG?... 🗑
Rund 4 Millionen Tonnen "Altkleider" landen in Europa pro Jahr in Sammelstellen oder im Müll.
Die qualitativ wirklich guten Teile werden dort aussortiert und second hand verkauft, z.B. von caritativen Organisationen. Es sind aber nur ca. 10% der gesammelten Altkleider, deren Qualität diesen Ansprüchen noch genügt, und leider ist deren Anzahl auch deutlich rückläufig.
Das allermeiste aber wird, zu Ballen gepresst, nach Afrika oder Südamerika verkauft und gelangt dort auf die Märkte. Weil aber auch die Menschen dort nicht die letzten Fetzen kaufen möchten, sammeln sich Unmengen von Textilabfällen an- und die werden einfach in der Natur entsorgt.
Ein trauriges Beispiel ist die Atacama-Wüste in Chile. Allein im Hafen von Iquique kommen jedes Jahr 59'000 Tonnen Altkleider an. Was nicht verkauft oder verwertet werden kann, wird in der Atacama wild deponiert. Oft zündet man die riesigen Haufen auch noch an, wobei giftige Stoffe freigesetzt werden. Denn in unseren Textilien sind bis zu 70 gesundheits- und umweltschädigende Stoffe enthalten; ausserdem braucht z.B. Polyester in der Natur bis zu 200 Jahre, um zu verrotten. So besehen muss man diese Altkleiderhaufen als freiliegende Sondermüllberge bezeichnen.
...UND MIT DEM RECYCLING? ♻︎
Heutzutage bestehen die meisten Textilien aus billigen Mischgeweben, die kaum zu trennen sind.
Aus diesen Stoffen werden höchstens noch Dämmplatten, Malervliese oder Material für den Strassenbau hergestellt.
Um aus Alttextilien neue Garne entstehen zu lassen benötigt man Stoffe, die möglichst keine Kunstfasern enthalten. Diese sortenreinen Textilien lassen sich schreddern und zu neuen Garnen verspinnen.
Schlussendlich wird z.Zt. aber leider gerade mal 1% der Altkleider einem wirklichen Recycling zugeführt.
WAS HEISST DAS JETZT
FÜR DICH UND MICH
ALS KONSUMENTEN? 💡
Wenn dir "Umweltschutz" und "soziale Gerechtigkeit" ein echtes Anliegen sind dann kommst du nicht drumrum, dein Konsumverhalten zu überdenken.
Stell dir vor jeder Shoppingtour in Zukunft folgende Fragen (und beantworte sie ehrlich! 😉):
Brauche ich das wirklich?
Habe ich nicht schon ein ähnliches Teil im Schrank?
Kaufe ich aus Langeweile?
Macht mich ein neues Kleidungsstück wirklich zu einem glücklicheren Menschen?
Wenn es tatsächlich ein neues Teil sein muss, dann achte auf nachhaltige Zertifizierungen (die Label findest du im Inet, z.B. hier oder hier). Kaufe Basics von wirklich guter Qualität und peppe sie mit Accessoires auf. Kombiniere Stücke, die du schon besitzt, neu, und trau dich auch an ungewöhnliche und freche Zusammenstellungen!
Ausserdem: wasch deine Kleidung nicht so oft, sie hält dann länger. Sich jeden Tag in ein neues Outfit zu stürzen ist absolut unnötig und wird völlig überbewertet! 🙄
Flicke deine Sachen; ein witziger Aufnäher oder ein hübscher Patch über einem Loch können zum Eyecatcher werden. Vielleicht magst du dich mal an der japanischen Flickkunst "Sashiko" versuchen? Falls du die Fähigkeiten besitzt, dann näh deine "alten" Teile einfach um.
In einem Satz zusammengefasst: Trage deine Kleidung so lange wie möglich!
Der Planet, dein Portemonnaie und dein Gewissen werden es dir danken.
Und bitte: das Argument, sich nachhaltige Mode nicht leisten zu können, lasse ich nicht gelten.
Wer sich 10x billige T-Shirts kauft, die nach 1x Waschen aussehen wie dem Vieh zum Frass vorgeworfen, der kann sich stattdessen locker 2x ein richtig Gutes leisten. Die halten dann auch ewig! (In meinem Schrank gibts 20jährige T-Shirts....)
Ebenfalls eine prima Sache: kauf second hand! Oder tausche mit Freundinnen, Schwestern, Arbeitskolleginnen. Je länger Bekleidung im Kreislauf bleibt, umso nachhaltiger wird sie von ganz alleine.
Puuuhhh.....lang geworden - und doch gäbe es noch so viel zu schreiben zu diesem Thema!
Hast du noch was anzufügen?
Merci
für deine
Aufmerksamkeit!
🤓