Sonntag, 26. September 2021

DICKE DINGER

 

 

 Gestern beim Reiten.

"Hast du Interesse an einem 10-Kilo-Sack Kartoffeln?" fragt mich mein Reiterlein. 

Und schiebt erklärend hinterher: "Ich hab eine Kollegin, auf deren Hof Kartoffeln angebaut werden. Die Grossverteiler nehmen denen aber nur Kartoffeln ab, die einer genau definierten Grösse entsprechen. Auf allem, was grösser ist, bleiben sie sitzen!"


 

Merci, Pixabay!

Da steigt mir doch gleich mal wieder das Adrenalin ins Blut. Und vor meinem geistigen Auge erscheinen Bilder von ganzen Halden an Früchten und Gemüsen, die vergammeln und entsorgt werden, weil sie keiner haben will. Wie dekadent sind wir eigentlich? Und welcher- entschuldigung!- unterbeschäftigte Schreibtischvollhonk masst sich an zu entscheiden, wie gross eine Kartoffel oder ein Apfel sein darf, wie lang ein Rüebli und wie krumm eine Gurke?


Wir mussten alle noch nie Not leiden- in keiner Art und Weise. Nur so kann ich mir erklären dass wir uns einbilden, ein Recht auf makelloses Gemüse und einwandfreie Früchte zu haben. Jede kleine Delle, jedes braune Fleckchen wird mit Naserümpfen quittiert und das LEBENSmittel wieder in die Kiste zurückgeworfen.

 

Ich habe mir vor langem schon angewöhnt, eben genau die Produkte einzupacken, die kleine Schadstellen aufweisen. Erstens weil ich weiss, dass sie deshalb nicht weniger gut schmecken- und zweitens, weil sie sonst fortlaufend rigoros aussortiert und weggeworfen werden. 

Ein Rüebli ist und bleibt ein wertvolles Naturprodukt, egal ob es dick, dünn, abgebrochen oder sogar verzweigt gewachsen ist. Und was ist verkehrt an einer riesigen Kartoffel?

Der Mensch sollte sich abgewöhnen, an alles Ansprüche zu stellen, die er selber bei Weitem nicht erfüllt....

Es gibt kein "Krüppelgemüse" (alleine schon dieser Ausdruck!). Es gibt nur unangemessene Ansprüche und eine verzerrte (und manipulierte!) Wahrnehmung.

 

Auf jeden Fall nehme ich natürlich einen Sack Kartoffeln. Und hoffe, dass viele andere es auch tun werden.

 

🍎 Bon Appétit! 🍅

 

 

Donnerstag, 16. September 2021

HERBSCHTMORGÄ

 

Auch an meinem Frei-Tag (heute!) steh ich morgens früh auf und fahre zum Stall- mein Biorhythmus protestiert sonst postwendend. Wenn ich jetzt das Haus verlasse, ist es noch stockdunkel. Ein untrügliches Zeichen, dass der Herbst schon vor der Tür steht! Den Tag erwachen zu sehen, die feinen Nebelschwädchen über den Feldern und den Tau, der schwer und glänzend auf Allem liegt, ist eine der kleinen Freuden, die einem den Start in den Morgen zu einem kostbaren Moment machen! 

Wieder Zuhause, brühe ich mir erst mal einen Earl Grey auf. Dampfend zieht er in der schönen Keramiktasse, die ich aus dem Hausrat meiner alten Patentante "gerettet" habe. In der Stube genehmige ich mir, beleuchtet einzig durch warmes Kerzenlicht, ein feines Hefekränzchen dazu und lasse die Gedanken schweifen.  

 

 

Ich freue mich wie jedes Jahr sehr darüber, dass es nun schrittchenweise kühler wird. Ich kann diese tüppige Wärme beinahe nicht mehr ertragen. Am ersten wirklich kalten Tag des Herbstes atmet alles in mir regelrecht auf, und ich fühl mich wieder wohl in meiner Haut. Wortwörtlich.

Eine dicke, heisse Marroni-Steinpilz-Champignonsuppe haben wir schon genossen. Beim Blick aus dem Küchenfenster erkenne ich den Hagebuttenstrauch hinten in der Ecke des Gartens, der über und über voller leuchtendroter Früchtchen hängt. Meine Schwälbchen sind vor etwa 10 Tagen aufgebrochen zu ihrer lange Reise in den Süden - ich vermisse ihr fröhliches Geplapper und ihre Betriebsamkeit. Und die beiden Dicken sind inzwischen wieder beschlagen, dem ersten Ausritt steht nichts mehr im Weg.

 

🍁 Hallo Herbst! 🍂 

 

Wenn ich mir allerdings etwas wünschen dürfte von ihm: dass die Menschen wieder miteinander reden.Im Sinne von: die eigene Meinung vertreten zu dürfen, ohne sich Vorwürfen ausgesetzt zu sehen, und dabei selber immer ein wohlwollendes, offenes Ohr für sein Gegenüber zu behalten. Dass man Toleranz walten lässt im Miteinander, dass man Empathie an die Stelle von Aggressionen und Gehässigkeit setzt. Und dass man sich nicht hämisch freut, wenn ein Ungeimpfter in Quarantäne muss oder ein Geimpfter doch an Covid erkrankt.

Jeder von uns kann viel dazu beitragen, dass sich der Graben wieder schliesst, der sich gerade tief und dunkel durch unsere Gesellschaft zieht....

 

Einen fröhlichen Herbst euch allen,

ganz ❤️liche Grüsse!  🍄 

 

 

 

 

Sonntag, 5. September 2021

SALTO MORTALE.RETOUR

 

 Ach, ist das schön! Draussen erfreut einem ein wunderbarer Herbsttag (oder wollen wir ihn lieber Altweibersommer-Tag nennen? 😉) mit ganz viel Sonne und angenehmer Wärme. Und in unserem Stall ist wieder die "Normalbesetzung" eingezogen, denn wir haben gestern die Dicken abgeholt im Jura. Johnny kam sofort mit gespitzten Ohren auf mich zu und liess sich anstandslos halftern, Harry hingegen fand es voll blöd, nach hause zu fahren, vor allem, da er sich scheinbar eine kleine Stute angelacht hatte 💕. Alleine die Grösse der Weiden macht es praktisch unmöglich, ein unwilliges Pferd zu fassen zu bekommen. Wenn sich aber eine kleine, zickige Stute auch noch andauernd dazwischenstellt, einem mit angelegten Ohren droht und auch sonst für viel Unruhe sorgt, dann entwickelt sich dieses Vorhaben zu einem Ding der Unmöglichkeit. Erwischt haben wir Harry erst, nachdem wir mit Zaunband einen kleinen Paddock abgespannt hatten und ihn dort hineinmanövrieren konnten. 



 

Die Fahrt nach Hause brachten wir dann ohne Staus und zügig hinter uns. Wir sind immer mehr als glücklich, wenn wir diese Strecke ohne Zwischenfälle schaffen- bei all den Kamikazes, die da zum Teil unterwegs sind....

 

Allerdings- so ganz ohne Unfall ging der Tag dann doch nicht zu Ende. Ich hab es tatsächlich eben noch geschafft, die Heubodentreppe runterzufallen. Das Teil ist extrem "stotzig" (also steil) und ganz schmal. Irgendwie bin ich beim Hinabsteigen ausgerutscht und die ganze Treppe runtergerattert. Dabei habe ich mir an der Stallwand die rechte Schulter und den Ellbogen heftigst gestossen und mein linkes Bein so extrem verdreht, dass sich mein Fuss auf Hüfthöhe eingeklemmt zwischen der Treppe und meinem Becken befand. Wie gut dass ich, wie eine Physiotherapeutin mir mal bestätigte, total überbeweglich bin.... Bein und Fuss blieben heil, aber meine rechte Schulter schmerzt höllisch beim Bewegen, und ich hab mehrere tiefe Schürfwunden davongetragen.

 

Achtung: Zartbesaitete Augen zu und gleich weiterscrollen! 😉

 


 

Naja. Ich bin froh, nicht vorwärts gefallen zu sein, denn DAS hätte wahrscheinlich noch weitaus schlimmere Verletzungen nach sich gezogen.....Wie auch immer: Glück gehabt! 🍀 (und ein paar gute Geister in der Nähe, die noch schadenmildernd eingegriffen haben!) 


Jetzt freu ich mich auf den ersten Ausritt. Vorher dürfen die Jungs aber noch die Weide abgrasen, erst dann werden sie beschlagen. Übernächste Woche gehts wieder los! (Und bis dahin sollten auch meine morschen Knochen wieder heile sein...)


Fröhlichen Sonntag,

meine Lieben,

ganz ❤️liche Grüsse!