Fürchtet ihr euch vor dem Altwerden??
Yep- das war jetzt ein wenig fies, so ganz unerwartet und auf nüchternen Magen solch fundamentale Fragen zu stellen.... 😌
Aber ich selber und wahrscheinlich ganz viele, die hier mitlesen, haben das halbe Jahrhundert bereits vollgemacht, da kann man schon mal auf den Gedanken kommen, sich mit solchen Themen zu befassen!
Persönlich kann ich ganz einfach antworten: Nein, ich fürchte mich nicht. Ich hatte tolle Vorbilder diesbezüglich: Meine Oma (sie wurde 90) und meine Grossmutti (sie starb im 101.!! Lebensjahr) lebten mir vor, wie man bis ins richtig hohe Alter zufrieden, glücklich und selbstbestimmt durchs Leben gehen kann. Trotz der einen oder andern körperlichen Unzulänglichkeit und auch wenn das Leben einem immer mal wieder einiges abverlangt hatte.
Oma streute gerne kleine Lebensweisheiten ins Gespräch ein, eine davon lautete: "Jedes Alter hat sein Schönes!" Und weil sie eine kluge Frau war und ich inzwischen so weit im Leben fortgeschritten bin dass ich mir zutraue, den Warheitsgehalt dieser Aussage zu beurteilen, kann ich ihr voll und ganz zustimmen.
Nein, ich fürchte mich nicht. Wenn man im Geist agil und offen bleibt, wenn man allen positiven Aspekten im eigenen Leben die Wertschätzung entgegenzubringen, die ihnen gebührt, dann wird die eigene Grundeinstellung viel zu einem sehr erfreulichen Dasein beitragen.
Meine weit über 80jährige Tante ist vor ein paar Wochen ins Seniorenheim umgezogen. Nach mehreren Spitalaufenthalten war es ihr nicht mehr möglich, sich zuhause selber adäquat zu versorgen. Aber sie zog aus freiem Willen um und lebt nun in einem Zimmer mit Bad, umgeben von ihren eigenen Möbeln, Bildern und liebsten Erinnerungsstücken in einem sehr ruhigen und grünen Quartier. Wenn ich ihr Zimmer betrete habe ich immer das Gefühl, in eine Puppenstuben-Version ihrer alten Wohnung zu kommen.....
Die Seniorenresidenz grenzt direkt an das Grundstück, auf dem meine Schwester mit ihrer Familie lebt, und so kann meine Tante von ihrem Zimmerfenster aus in meiner Schwesters Garten und praktisch direkt auf ihren Esstisch schauen. 😉
Inzwischen sind wir dabei, ihre "alte" Wohnung aufzulösen. Meine Tante hat mich letzthin gebeten da hinzugehen und mir alles rauszuholen, was ich gerne haben wolle.
Da stand ich dann also in dieser 2 1/2-Zimmerwohnung, die früher immer piccobello aufgeräumt und sauber war, sozusagen in den Resten ihres Lebens. Jetzt fehlen natürlich einige Möbel; ausserdem herrscht ein ziemliches Chaos, weil schon nach wichtigen Papieren gesucht, einiges in den Müll befördert und vieles auch schon verschenkt worden ist.
In diesem Moment beschlich mich ein Gefühl, das irgendwo zwischen Betroffenheit und Beklemmung anzusideln war. Die Erkenntnis, dass man sich ein Leben lang was aufbaut, das dann innert weniger Wochen eliminiert wird- ja, die machte mich schon ein wenig melancholisch.
Ich suchte mir also ein bisschen Keramik, ein paar kleine Weidenkörbe und zwei angebrochene Packungen Stabkerzen zusammen und trat den Heimweg an.
Diese kurze Weile in dieser Wohnung untermauerte einmal mehr, dass nicht das "Haben" und Dinge ein Leben ausmachen, sondern das "Sein". Dass Familie und ein paar wenige, aber echte Freunde wichtig sind, die auch in schwierigen Zeiten für einem da sind. Dass schöne Erlebnisse und erfüllende Hobbys dafür sorgen, die innere Balance zu finden und zu halten, und dass alles Materielle und Käufliche schlussendlich nichts dafür tut. Zumindest nicht auf Dauer.
Ich fühle mich einmal mehr bestätigt in der Art wie ich lebe, was mir wichtig ist und worauf ich Wert lege.
Und dass es richtig ist so, wie ich bin.
Die grosse
Chance des Älterwerdens ist die
dass es einem
Wurscht sein kann,
was die Leute
sagen.
(Udo Jürgens)
😊
Demnächst werden wir einen öffentlichen Räumungs-Flohmarkt in der Wohnung meiner Tante veranstalten, und was dann übrigbleibt wird vom Entsorger abgeholt werden.
Frohes Wochenende euch allen-
bleibt jung und fröhlich im 💞en!