Letzthin- beim Warten auf meinen Zug- hab ich in der schönen Buchhandlung im Souterrain des Luzerner Bahnhofs ein Buch gekauft. Es ist ein grossformatiger, aber nur 26 Doppelseiten umfassender Band. Kurze, 2- bis 3zeilige Sinnsprüche und Lebensweisheiten auf der einen Seite werden von entsprechenden, ganz zauberhaften Zeichnungen auf der andern Seite begleitet. (Aus Urheberrechtsgründen darf ich die hier natürlich nicht einfügen...soooo schade!)
Es ist ein ganz und gar wunderbares Buch, und ich habe mir zum Ziel gesetzt, jeden einzelnen dieser Aphorismen in Zukunft zu beherzigen. Und vielleicht werde ich den einen oder andern auch mal wieder zum Thema eines Posts machen.
Heute nehmen wir mal den:
"Sei stolz auf deine Wiederstandsfähigkeit.
Lobe dich dafür, es durch schwierige Zeiten geschafft zu haben, die sich anfühlten, als könntest du sie niemals bewältigen!"
Wir alle kennen das und durchlebten schon Phasen, die wir lieber aus dem Kalender gestrichen hätten.
Etwa Beziehungen, die in die Brüche gingen:
Ich hatte mit meinem damaligen Partner ein schnuckeliges, kleines Häuschen ganz im Grünen gekauft. Wir renovierten es praktisch im Alleingang, natürlich neben den Jobs, meinen Tieren und seinen 2 Kindern her. Wir hatten kaum die letzte Schraube eingedreht, da schlich sich bei mir das untrügliche Gefühl ein, dass er was mit einer Angestellten am Laufen hatte. Er stritt den Vorwurf natürlich von A-Z ab. Aber in solchen Situation mache ich i.d.R. kein langes Federlesen: ich suchte mir eine kleine Wohnung und verliess ihn.
3 Wochen später zog das Verhältnis, das ja keines war, in mein Häuschen ein....
Oder Freundschaften, die sich als wertlos erwiesen:
Einer meiner Träume war, ein kleines, aber feines Innendekorationsgeschäft zu eröffnen. Als ich einer "Freundin" gegnüber einmal diesen Wunsch erläuterte war sie sofort Feuer und Flamme und bot an, sich daran zu beteiligen. Für mich eine gute Idee; so konnte man sich Arbeit und Risiko teilen. Ich kannte sie schon länger, wir ritten zusammen- warum also nicht? Wir gingen es gemeinsam mit unsern Männern an, mieteten ein Lokal, strichen und renovierten Möbel, bestellten Artikel, packten aus, richteten ein und liessen schlussendlich eine Eröffnungssause steigen. Es wurde ein richtig schöner Laden!
Aber schon ein paar Wochen später wurde "sie" seltsam. Machte mir Vorwürfe, entschied über meinen Kopf hinweg, und wenn ich neue Artikel hindekoriert hatte, räumte sie am nächsten Tag alles wieder weg.
Nach vielleicht 2 Monaten, sie und ihr Mann hatten uns zum Abendessen eingeladen, eröffnete sie uns, dass man eine Entscheidung von uns erwarte: entweder sollten wir den Laden übernehmen, oder sie beide würden es tun..... Gemeinsam wollte sie nicht mehr. Ich hatte den Eindruck, dass sie es nur darauf angelegt hatte. Nun, wir haben uns gegen den Laden entschieden.
(Und ich habe kurze Zeit später meinen eigenen, klitzekleinen eröffnet. DAS musste sein für mein Seelenheil!)
Oder, beinahe unerträglich: wenn man geliebte Familienmitglieder verliert.
Die Krebsdiagnose meiner Mutti hat uns damals allen den Boden unter den Füssen weggerissen. Sie musste sich einer Operation unterziehen, die neben Organtransplantationen zu einer der schwierigsten gehört. Wir, ihre Töchter (allesamt in der Medizin tätig) wussten von Anfang an, dass sie kaum eine Chance hatte. Aber sie kämpfte unermüdlich, war zuversichtlich und liess 100 (!!) Chemotherapien mit allen ihre Lebensqualität vernichtenden Nebenwirkungen über sich ergehen. Sie wollte einfach nur leben. Wir litten mit ihr, und diese 4 Jahre, die sie trotz allem noch erlebte (und ihre Ärzte in Staunen versetzte, weil das kaum jemand sonst schafft) waren furchtbar für alle. Der Tag, an dem sie starb, war vor allem für sie, aber auch für uns eine Erlösung- und der schlimmste in meinem Leben bisher.....
Und doch: das Leben stellt uns solche Aufgaben nicht ohne Grund. Mag es im Moment des Geschehens noch so niederschmetternd und traurig sein und im schlimmsten Fall alles in Frage stellen, so formt es uns doch auch zu dem, was wir sind. Wir wachsen an unseren Erfahrungen, sie helfen uns dabei zu erkennen, wohin unser Weg gehen soll, und sie prägen uns nicht zuletzt auch als Persönlichkeit.
Alles- im ersten Moment als ganz und gar negativ Empfundene- bekommt rückblickend seinen Sinn.
Allerdings benötigt man immer etwas Abstand, um den zu erkennen.
Oder, um es mit den Worten von Josh Billings zu sagen:
"Das Leben ist kein Kartenspiel,
bei dem es darum geht,
immer die besten Karten zu haben,
sondern wir müssen die Karten,
die wir bekommen,
gut spielen."
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