Sagen wir mal so: Ich bin kein Mensch, der oft die Gesellschaft Anderer sucht. Es ist nicht so, dass ich direkt misanthrop veranlagt wäre- ich komme sogar sehr gut zurecht mit Menschen, denen ich im täglichen Geschehen begegne. Aber in meinem privaten Leben umgebe ich mich eigentlich nur mit meiner Familie und ganz, ganz wenigen Freunden. Nach gewissen Gesichtspunkten könnte man mich vielleicht sogar unter der Rubrik "Eigenbrötler" abheften. ;oD Ich mag sehr gerne zuhause sein und irgendwas rumwurschteln. Oder im Stall bei meinen Tieren natürlich. Auch da sehr oft nur in Gesellschaft meiner selbst oder zusammen mit dem HerrnHummel.
Irgendwie, so scheint mir, gibt es sowieso wenige, die mit meiner Art zu leben und meiner Einstellung zu den Dingen was anfangen können. Zumindest in meinem näheren Umfeld.
Aber beim Bloggen, da stösst man doch des öfteren auf Gleichgesinnte. Auf sehr liebenswürdige, angenehme Menschen, die "das Heu auf der gleichen Bühne haben". Mit denen man sich austauschen kann, die einiges zu sagen haben.
So ein "personifiziertes Apfenzglitzchen" ist für mich die Frau Bahnwärterin. Sie hat vor einigen Jahren ihr Leben auf links gekrempelt, hat ihren Job als Modedesignerin in der Grossstadt aufgegeben und lebt jetzt ein nachhaltiges und naturnahes Dasein im sächsischen Outback, sozusagen. ;oD
Schon geraume Zeit schreiben und lesen wir uns gegenseitig; sie ist wirklich eine sehr interessante Persönlichkeit und bringt mich a) immer wieder zum Lachen und b) sehr oft auch zum Nachdenken!
Bild gemopst bei der Bahnwärterin;
eines der schönsten von ihr, wie ich finde!
Hier gibts den ersten Teil eines Intervievs, das Sabina von Oceanbluestyle mit der Bahnwärterin über ihr VORHER-Leben geführt hat.
Jedes VORHER hat unweigerlich ein NACHHER im Schlepptau; darüber hat mir die Frau Bahnwärterin letzthin Rede und Antwort gestanden.
Hab ich euch neugierig gemacht? Los gehts!
1. Dein Leben hat (wann?) eine gravierende Wende erfahren. Vom Leben als Mode-Designerin in der pulsierenden Grossstadt zum nachhaltigen Leben in der Abgeschiedenheit einer ländlichen Idylle. Wo spielt heute die Musik- pardon, wo findet jetzt dein Leben statt? Und mit wem?
das ging natürlich nicht von heut auf morgen! ende 2009 fühlte ich dass es so nicht weitergehen konnte - das modemachen machte mich nichtmehr glücklich - davon leben konnte ich schonmal überhaupt nicht mehr. wir waren zum jahresende in indien, dort wurde ich mit der nase auf meine "spirituelle seite" gestossen (in klammern deshalb weil es eben nicht einfach nur mit glauben zu tun hat - ist aber zu komplex um es aussenstehenden zu erklären). und es inspirierte mich diese jahrtausendealte kultur - quasi nachhaltigkeit par excellance! dort fand ich eine tiefe in den dingen die ich im westen vergeblich gesucht hatte......
dann hab ich aber noch ein ganzes jahr mit mir gerungen, geheult und geredet - vor allem mit meinem mann. der war erst ziemlich entsetzt dass ich hinwerfen wollte. aber er hats ver- und mir beigestanden. und brachte kurz darauf das bahnwärterhäuschen an - von berlin in die sächsische schweiz. so wurden aus 2 hipstern der bahnwärter und die bahnwärterin :-)
2. Wo liegen die Unterschiede zu deinem früheren Leben? Was ist dir inzwischen wichtig, wovon ist dein Dasein heute geprägt?
der grösste unterschied ist wohl dass ich jetzt einen garten habe und mittlerweile auch ein haustier - die lisbeth. und natürlich ist das leben in solch altem haus abseits der siedlungen ganz anders als in berlin-mitte in einer zentralgeheizten wohnung mit geschäften ums eck. und mit verdienstmöglichkeiten in laufweite. hier muss alles gut geplant werden, vom einkauf bis zum rechtzeitigen bestellen der kohlen für den winter und dem nachfüllen der gasflasche für den herd. holzmachen, vorratswirtschaft und das verwalten von strom-, telefon- und wasserleitungen bis hin zur entsorgung mussten wir auch erst lernen.
was mir wichtig ist hat sich aber nicht verändert - ehrlichkeit, nachhaltigkeit, gerechtigkeit und liebe waren mir schon immer wichtig.
3. Hättest du dir früher vorstellen können, einmal so zu leben? Hast du diese Entscheidung irgendwann mal bereut?
ich habs mir einfach nicht vorgestellt. obwohl - viel jack london gelesen und gar nicht so abwegig gefunden :-) und nein - da gibts nichts zu bereuen. es ist nicht perfekt - aber es ist wunderbar im BWH!
4. Wenn du morgen die Möglichkeit dazu hättest: Würdest du dein „altes“ Leben zurücknehmen wollen? Welche Bedingungen müssten dann erfüllt sein?
auf keinen fall. unter keinen umständen möchte ich mein altes leben zurück.
5. Gibt es etwas, was du vermisst heutzutage, etwas, das du gerne in dein Leben auf dem Land „hinübergerettet" hättest?
die möglichkeit, ab&an zu jobben wenn es nötig ist - das war in der grossstadt viel leichter. und exotische garküchen (restaurants wäre zuviel gesagt) - die fehlen hier total. ausser chop-suey und döner (und die auch noch schlecht) gibts hier kaum abwechslung. ausser man kocht sich´s selbst.
6. Was rätst du Menschen die fühlen, dass in ihrem Leben etwas gründlich falsch läuft, dass sie nur noch funktionieren und eigentlich gerne etwas ganz anderes hätten?
am ende muss dass jeder selbst entscheiden - radikale brüche sind kein spaziergang. aber lieber ein ende mit schrecken als schrecken ohne ende - drastisch formuliert. allerdings bin ich in meinem leben schon oft ins eiskalte wasser gesprungen und hab da quasi übung drin. vielleicht fängt man erstmal mit harmlosen sachen an - ernährungsumstellung, eine andere art sich anzuziehen (zum beispiel nur noch sachen mit bedeutung tragen) oder konsumverzicht oder so. das öffnet dann auch ganz neue fenster durch die man einen differenzierteren blick auf sein leben bekommt. möglicherweise.
7. Und: Warum bloggst du? Was ist dir wichtig dabei? Und was bringt es dir?
habe es schon an anderen stellen geschrieben - bloggen ist ein ventil für meine kreativen energien. ohne die materialschlachten die das nähen erfordert. und kleider machen die keiner trägt ist irgendwie auch sinnlos. lieber posts die gelesen und fotos die angeschaut werden. und was mich erstaunt und freut ist, dass ich die leser sogar inspirieren kann! das ist das wunderbarste überhaupt!
ich mach das bloggen aber wirklich nicht damit es "was bringt"! dass da soviel zurückkommt - bis hin zu neuen freundschaften - das ist so unerwartet und ein riesengrosses geschenk. und ich denke sowas kann man auch nicht planen oder forcieren - nur annehmen.
Danke, liebe Frau Bahnwärterin! Es war wieder mal ein Vergnügen!
Und euch wünsche ich weiterhin einen ganz besonders angenehmen Apfenz,
herzlichste Grüsse!
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