...und es begab sich, dass der Herbst langsam Einzug hielt. Die Blätter an den Bäumen verfärbten sich stetig, leuchteten in satten Farben und wurden vom kühlen Wind, der aufkam und um die Hausecken zog, mitgetragen auf seinem Weg. Die Erde bereitete sich auf die lange, grosse Ruhe vor, aber in Feld und Wald herrschte noch geschäftiges Treiben: das Eichhörnchen polsterte seinen Kobel noch einmal mit einer weichen Schicht Moos aus und ergänzte seine Wintervorräte. Den Rehen wuchs langsam das dichte, dunkle Winterfell, und die Vögel nahmen sich vom Gabentisch der Natur so viel wie möglich, um sich eine wärmende und nährende Fettschicht anzufressen. Auch wenn das grosse Welken und Vergehen unaufhaltsam einsetzte und die eisigen Tage näher rückten, so schüttete Mutter Natur noch einmal ihr üppiges Füllhorn über Allem aus.
Aber nicht nur in der Natur wurde es dunkler und kälter- es schien, als würde gerade die ganze Welt in einem grauen Nebel versinken. Ein unwirklicher Dunst, der einem den Atem zu nehmen drohte und mit klammen Fingern nach der Seele griff.
Auch das Mädchen fühlte es. Es wusste: dieser Winter könnte besonders kalt und schwierig werden. Und das lag nicht nur daran, dass es kaum noch Feuerholz gab; etwas Unwirkliches, Bedrohliches kroch wie ein gefährliches Urtier aus seiner Höhle und verunsicherte und verängstigte die Menschen. Manche erstarrten in ihrer Furcht, wagten sich kaum noch aus dem Haus, schlugen die Hände vors Gesicht und jammerten. Andere gerieten in hektische Betriebsamkeit, rafften alles zusammen, was sie bekommen konnten, und lagerten es ein in der Hoffnung, so sicher durch diese besorgniserregenden Zeiten zu kommen.
Das Mädchen aber besann sich darauf, sich nicht beirren zu lassen und ruhig zu bleiben. Es wollte nicht seine Zuversicht und seinen Mut verlieren. Also holte es die handgestrickte Jacke aus molliger Schafwolle aus dem Schaft, die ihm seine Schwester von einer Reise ins ferne Eisland mitgebracht hatte, und kuschelte sich hinein. Und es liess sich vom alten Schuster Jack ein paar anständige, schwere Schuhe mit dicker Sohle nähen. Zum Schnüren waren sie, mit einem flauschigen Fellabschluss am Rand. Das Auffälligste an ihnen aber war die Farbe: das Mädchen hatte sich für ein dickes Leder in einem tiefen Tomatenrot entschieden, denn es wusste: Rot ist warm und positiv. Es strahlt eine kraftvolle Energie aus, regt Emotionen an und motiviert zum Handeln.
So wollte das Mädchen gut durch die dunklen Tage kommen. Warm eingehüllt in die dicke Jacke, beide Füsse in anständigem Schuhwerk fest auf dem Boden.
Schon bald fielen die ersten, schweren Flocken, der Strahl am Brunnen vor dem Haus gefror zu Eis und der kalte Hauch des Winters zog übers Land.
Und das Mädchen machte sich auf in den nahen Wald, warm eingehüllt und mit sicherem Schritt auf dem harschen Schnee, um Feuerholz zu suchen.
Ich weiss, meine Lieben: so einfach wirds nicht werden. Aber vielleicht kann (m)eine kleine Geschichte ein bisschen Zauber in den Tag bringen? 😊
Kommt gut in die neue Woche!