Samstag, 24. September 2022

ZEITZEICHEN №2

 

Wocheneinkauf.

Im Grossverteiler treiben sich unglaublich viele Menschen rum- und der Gesichtsausdruck mancher ist wie das Wetter: grau und unfreundlich.  

Uns fällt auf, dass viele Regale grosse Lücken aufweisen:

 "Lieferrückstand!" 

verkünden leuchtendorange Schilder. Bei den Deos ist das Regal praktisch leer. Nicht, dass Deos auf unserer Einkaufsliste stehen würden- wir machen unsere ja selber. Aber das omnipräsente Fehlen so vieler Produkte, quer durch die ganze Palette, ist schon beeindruckend. Und ganz besonders betroffen von diesen Engpässen scheinen auch Bio-Produkte zu sein.

Also nehmen wir statt Bio-Knäcke eben Bio-Zwieback, statt Bio-Haferflocken wandern Bio-5-Kornflocken in unseren Korb. Wir sind flexibel und ausserdem dankbar dafür, dass wir noch alles bekommen, was wir benötigen- wir haben immer noch mehr als genug Auswahl! Im Gegenteil: ist es nicht recht anstrengend, beispielsweise aus -zig verschiedenen Joghourtsorten auslesen zu können? Aus Kuh-, Ziegen-, Schaf-, Soja und Cocosmilch. Mit und ohne Cerealien. Unterlegt mit allen möglichen Coulis, in unglaublich vielen Aromen. 

Und dann steht da eine junge Mutter mit Sohnemännchen vor'm Regal und meint zu ihm: 

"Also, die haben ja jetzt auch kein besonders grosses Sortiment.....".

 

????

 

Manchmal verstehe ich die Menschen einfach nicht mehr.

Im Rundherum hängt die Welt schief in den Angeln. Krieg, Flüchtlingsströme, Menschenrechtsverletzungen und Hunger hier, Umweltzerstörung dort. Energieengpässe und die Rückkehr der Pandemie werden uns prophezeit. Und da mokiert sich eine über die, ihrer Meinung nach, unzureichende Auswahl? 

Die Prioritäten scheinen sich ins Absurde verschoben zu haben....

Aber wahrscheinlich merkt sie, dass da etwas passiert, das sie nicht beeinflussen kann. Etwas, das Folgen für uns alle hat- in welchem Ausmass, das wird sich noch zeigen. Auf jeden Fall veranschaulicht sich gerade, wie instabil unser sorgloses Leben im Überfluss geworden ist, wie bedroht unsere vermeintliche Sicherheit - und dass wir alle  auf einem Pulverfass mit ganz kurzer Zündschnur sitzen....

Bevor mich aber nun die Verzweiflung übermannt erinnere ich mich daran, wieviel Positives mich trotz allem immer noch umgibt. Richte mich auf an Dingen und Tätigkeiten, die mir guttun. Freue mich über die Gesellschaft netter Menschen und meiner Tiere. 

Heute tut mir die frische Luft gut und der Regen, der die Natur belebt. 

Und der Anblick schimmernder Regentropfen auf einem Grünpflänzchen ist eines der klitzekleinen Geschenke, die einem das Leben jeden Tag macht.....



 Ein angenehmes Wochenende

wünsche ich euch!

☔️




Dienstag, 20. September 2022

WIEDERBELEBT

 

Die letzten zwei, drei Wochen haben alles wieder gutgemacht. Ich hab die Natur tief und erleichtert aufseufzen hören- und mich gleich mit dazu! 😉

Nachts haben wir hier schon Bodenfrost, am Wochenende leuchteten die Bergspitzen ringsum tatsächlich mit Puderzucker bestäubt (SCHNEE bis auf 1400 Meter!), der Herbst schwingt immer kräftiger seinen Taktstock. Ich kann bereits einige bunte Bäume ausmachen, die Früchte reifen (es wird, wie ich höre, ein ausgezeichnetes Jahr!)- der Sommer mag sich wehren, wie er möchte: seine Tage sind gezählt. 

Und die Jahreszeit bringt wieder diese unglaublichen Licht-und Wolkengebilde hervor, die mich oft beinahe ehrfürchtig staunen lassen.  

 


 

Dass die Dicken wieder da sind ist ein Glück. Mein gegen Null tendierender Energielevel steigt dank ihnen wieder ein wenig in den grünen Bereich, denn ich MUSS raus an die frische Luft, zum Stall, in die Natur. Auch wenn ich abends völlig kaputt von der Arbeit komme tut es mir doch gut, noch ein Weilchen im Stall rumzufuhrwerken. Jetzt sind die Beiden auch wieder beschlagen, den ersten Ausritt bzw. Spaziergang am Wochenende haben wir bereits hinter uns. 

Allerdings bin ich zur Erkenntnis gekommen, dass wir JohnBoy in Zukunft nicht mehr reiten werden. Ich hatte für ihn in den letzten Jahren immer mal wieder den Naturheilpraktiker, der ihm den Atlas und den letzten Lendenwirbel eingerenkt hat. Er scheint dort Schwachstellen zu haben, die sich im fortschreitenden Alter je länger je mehr manifestieren und ihm beim Reiten ein Unwohlsein oder sogar Schmerzen bereiten. Ohne Sattel und Reiter am Strick geführt bewegt er sich ganz normal und entspannt- das ändert sich aber gewaltig, sobald jemand aufsitzt. Nicht auszuschliessen ist ausserdem, dass er von der Bauchfellentzündung im April 2020 (die ihn damals beinahe des Leben gekostet hätte!) was zurückbehalten hat.

Ich könnte jetzt viel Geld ausgeben, um ihn abklären zu lassen- es würde an der Situation aber nichts ändern.



Also werde ich Harry weiterhin reiten und John spazierenführen, wenn er mag. Und sonst darf er jetzt einfach sein Leben geniessen. Rund um den Stall gibts genug Auslauf, auf die Weide dürfen sie immer, wenn die Bodenbeschaffenheit es erlaubt. Er wird so glücklicher sein (und ich auch!), als wenn man ihn auf Biegen und Brechen wieder "reitbar" machen würde. Gerade Tiere wie John, der ein ehrlicher, zugewandter und sehr sensibler Charakter ist und sein Leben lang viel für mich getan hat verdient es, glücklich und unbehelligt sein Alter genissen zu dürfen.

Und mir tut es auch gut, wenn ich meine morschen Knochen regelmässig beim Spazierengehen bewege(n muss)....😄 


 

Fröhliche Herbsttage,

meine Lieben!

🍁🍄🍂

 

 

 

 

 


 

Sonntag, 11. September 2022

MOBIL(ität)

 

 

Wir alle sind auf ein gewisses Mass an Mobilität angewiesen. Wer in der Stadt oder Agglo wohnt, der kann in der Regel einen gut ausgebauten ÖV nutzen, um von A nach B zu gelangen. Wenn man allerdings auf dem Land lebt, sieht das gleich ganz anders aus.

Mein Arbeitsweg wäre eigentlich nur 9 km lang. Ich überlege mir schon sehr lange, ob ich mein kleines Rönochen verkaufen und mich per Bus fortbewegen sollte. Denn aus ökologischer Sicht ist mir mein Auto natürlich ein Dorn im Auge. Auch wenn es sehr wenig Sprit schluckt und ich ausserdem nicht über etwa 8000-9000 gefahrene Kilometer im Jahr hinauskomme. 

Aber was wäre die Alternative?

Diese Strecke mit dem Velo zu bewältigen? Definitiv nein.... Die Strasse führt durch Feld und Wald, ist unbeleuchtet und verfügt kaum über Radwege. Nachdem ich einmal live beobachten konnte, wie dort ein Velofahrer ums Haar totgefahren wurde, verschwende ich keinen Gedanken mehr daran. Ganz abgesehen davon, dass ich morgens und abend völlig nassgeschwitzt am Zielort eintreffen würde. 

Bus? Im Moment absolut unattraktiv, weil der Bus alle Jubeljahre und immer genau dann fährt, wenn ich ihn NICHT brauche. Ausserdem müsste ich zuerst eine ordentliche Strecke in die eine oder andere Richtung zu Fuss gehen, um an eine Haltestelle zu gelangen. Und das übrigens 2x morgens ganz früh, weil ich ja auch erst noch zum Stall und retour tappern müsste. Ich darf mir gar nicht vorstellen, wieviel (kostbare) Zeit ich da alleine in die Bewältigung all dieser Strecken investieren müsste....

Elektroauto?

ELEKTROAUTO???? Nicht im Ernst, oder?

 

 

Seit diese Art der Fortbewegung so gehypt wird frage ich mich, warum die Geschichte nicht deutlicher in Frage gestellt wird.

Fangen wir mal bei den Akkus an. Wie ich mal gelesen habe halten die im Schnitt um die 20'000 Kilometer. Man kann sich also an 2 Fingern ausrechnen, wieviele Akkus pro Auto durchschnittlich nötig wären. Die Herstellung der Akkus ist sehr energieintensiv, und die Entsorgung ist nicht im Ansatz gelöst. Aber solange man die irgendwo in einem Entwicklungsland auf Halde schmeissen kann, braucht sich auch keiner unnötige Gedanken zu machen, nichtwahr?

Dann schaut euch mal die E-Modelle an: was hat ein Tesla z.B. mit einem nachhaltigen E-Auto zu tun? Zu gross, zu leistungsstark, viel zu teuer. Und immer, wenn ich die neuesten E-Modelle, welcher Marke auch immer, zu sehen bekomme, crashe ich haarscharf an einem hysterischen Anfall vorbei. Die meisten sind...na, ihr wisst schon: zu gross, zu leistungsstark, zu teuer. Es scheint wichtiger zu sein, sich in futuristischen Designs zu überbieten, als sich wirklich mal irgendwas zu ECHTER und UMSETZBARER Nachhaltigkeit zu überlegen.

Ausserdem: wer mal gesehen hat was abgeht, wenn sich so ein Akku im E-Auto entzündet, der möchte nicht auf so einer tickenden Zeitbombe sitzen.

Müsste ich mich tatsächlich für einen E-Flitzer entscheiden, dann wärs der Twizy von Renault. Klitzeklein, mit Platz für 2 Personen. Frech im Design, flott unterwegs. Aber: leider (noch) nicht wintertauglich (zumindest für meine Begriffe). Und mit seinen um die 10'000 Fränkli Erstehungskosten auch an der obersten Grenze.

Aber, wie gesagt: E-Mobilität ist für mich definitiv keine Alternative- aus genannten Gründen. Und woher, bitteschön, sollte in energieverknappten Zeiten der Strom denn kommen, wenn plötzlich alle E-Autos fahren sollen?

Achso.

Wir können ja noch ein paar AKW's mehr bauen und ausserdem alle Kohlekraftwerke wieder in Betrieb nehmen. (Hab letzthin gelesen, dass die ja "grünen, sauberen Strom" liefern.)

Leute!! Ver****en kann ich mich selber! 😠

Es ist manchmal zum Verzweifeln. Ganz abgesehen davon, dass man uns für blöd verkaufen möchte, scheint keiner auch nur bis an seine Nasenspitze zu denken. 

Bleibt mir also nichts anderes, als weiterhin mit meinem Rönochen durch die Gegend zu schaukeln- halt so wenig Kilometer wie möglich. 

Auch wenn man sich noch so sehr um einen möglichst kleinen ökologischen Fussabdruck bemüht, muss man manchmal einfach gewisse Kompromisse eingehen. 

😕

 

 


 
 

Sonntag, 4. September 2022

DIE ZEICHEN DER ZEIT

 

 

Ihr merkt es sicher auch: es ändert sich langsam was. In kleinen Schrittchen tippelt er näher, der Herbst. 

Ein untrügliches Zeichen: die Dicken sind wieder da! Gestern haben wir sie zurückgeholt. Die Heimreise verlief, bis auf einen kleinen Stau, problemlos. Das Wetter war angenehm, irgendwas von 11° (im Jura) bis 20° (hier zuhause). Und wir erlebten die ganze Palette an Witterungen: Gewitter, Starkregen, Sonnenschein, Nebel. Alle paar Kilometer gabs einen Wechsel. 

Die Jungs haben ihr Zuhause in Beschlag genommen wie wenn nichts gewesen wäre. Haben die Weide geentert, die Köpfe ins hohe Gras gesteckt, und gut wars. Tiere leben einfach im Hier und Jetzt- etwas, das wir uns von ihnen abschauen sollten.

Für mich persönlich kann es jetzt gar nicht schnell genug gehen. Der Sommer war okay, aber ich freue mich einfach auf Kälte, Kerzen, "ordentliche" Mahlzeiten. (Kürbis in allen Variationen, lecker!) Und ich würde zu gerne mal meine neue Island-Strickjacke tragen. Bisher trieb mir allein der Gedanke daran den Schweiss auf die Stirn....

Als kleinen herbstlichen Einstieg habe ich Zwetschgenconfiture eingekocht. Eine Tätigkeit, die (mich) einfach zufrieden macht. Der Duft, das Blubbern, die schöne Farbe...

 


 

Die Natur wandelt sich zusehends. Und sie macht uns das vor, was auch wir für uns selber beherzigen sollten: einen Gang runterzuschalten. Sich mehr Ruhe zu gönnen. Sich einzurichten auf kalte Tage. Ich fürchte, wir müssen diesen Begriff wörtlich und im übertragenen Sinne anwenden dieses Jahr. Und hoffe, dass die Menschen vernünftig bleiben angesichts dessen, was man uns prophezeit.....

 


  

Fröhliche Frühherbsttage 

euch allen!

🍁🍃🍂