Samstag, 13. Juli 2019

SICH SELBST ÜBERLASSEN


Auch wenn die schweren Jungs jetzt im Jura sind,
so bin ich doch jeden Tag morgens und abends im Stall.
Einmal, um die Mietzmannschaft zu betüddeln,
und natürlich auch, um nach dem Rechten zu sehen.

Gestern Abend stand ich an der Weide und liess
meinen Blick über die Landschaft schweifen.

Plötzlich wurde mir etwas bewusst, das mir
bisher noch gar nicht so aufgefallen ist:
 Wie sehr sich unsere Weide 
doch von denen rundherum unterscheidet!

Dieses Stück Land überlassen wir weitestgehend sich
selber. Wir lassen die Jungs darauf weiden und misten es 
jeden Tag ab. Aber wir mähen es nie, sondern
lassen im Herbst einfach alles, was da noch steht, in
sich zusammenfallen; man könnte diesen Vorgang beinahe
schon ein "natürliches Mulchen" nennen. 

In der Sommerpause bringen wir ein wenig Hühnermist
aus, denn ein bisschen was braucht der Boden schon.
Und ich schneide regelmässig die Samenstände der
Wiesenblacken ab. Die vermehren sich sonst rasend 
schnell und sind mit ihren tiefen Pfahlwurzeln dann
kaum noch zu entfernen. So halte ich diese Pflanzen
seit vielen Jahren locker in Schach; es gibt höchstens
4 oder 5 Stück davon auf dieser Weide.

Inzwischen ist dieses Stück Land zu einer vielfältigen
Magerwiese geworden; schon von Weitem könnte man auch
ohne Zäune erkennen, wo ihre Grenzen verlaufen!

Oben: 
die Nachbarsweiden im Überblick 
und aus der Nähe, 
Unten:
 im Vergleich dazu unsere Weide.


Wahrscheinlich würde jeder "normale" Bauer
schreiend das Feld räumen- im wahrsten Sinne des Wortes!
Denn der möchte natürlich möglichst viel Futter für sein
Vieh heuen können, deshalb wird regelmässig Jauche ausge-
fahren (die vermutlich auch irgendwas enthält, das den 
Wildblumen und Kräutern den Garaus macht....)

Als ich heute mit dem Fotoapparat über unser Stück Land gegangen
bin hab ich mich so gefreut darüber, was da "los war": So viele
verschiedene Blumen und Pflanzen, zum Teil gerade am Aufblühen,
zum Teil schon dürr, dazu Heerscharen von Grashüpfern, die
vor jedem meiner Schritte das Weite suchten, und viele, viele
Bienen, Hummeln, Schwebfliegen, Käferchen,
Ameisen, kleine Falter und Schmetterlinge.
Das war ein Zirpen und Summen, Krabbeln und Flattern!
(Grashüpfer: 2. Reihe links!) 


Ich bin wie ein Storch durchs Gras gestakst,
damit ich möglichst keines der kleinen Lebewesen tot-
trete. Und mir wurde einmal mehr bewusst, dass wir der Natur 
(und schlussendlich uns selber!)viel Gutes tun, 
wenn wir sie einfach machen lassen.


Diese Vielfalt ist wirklich zauberhaft!
Da gibt es die Zarten und die Borstigen, die Bunten
und die Zurückhaltenden, welche, die sich im Wind wiegen
und andere, die sich dicht über der Erde im Schutz der
hohen Gräser der Sonne entgegenrecken.
Und erscheinen gewisse Pflanzen auch noch so struppig-
auf die kleinen Lebewesen (wie die Wildhummel unten links!)
haben sie eine magische Anziehungskraft!   


Vor ein paar Wochen habe ich eine grosse Tüte 
einheimische Wildblumensamen ausgebracht. Dieses Jahr wird 
noch nichts blühen, deshalb bin ich gespannt, was sich nächstes
Frühjahr tut! Wenn alles klappt werden in Zukunft 
Akeleien, Glockenblumen, Margerithen, Schafgarbe, 
Sonnenröschen, Storchenschnäbel und vieles mehr 
diesen bunten Teppich ergänzen und mein kleines Insekten-
paradies noch wertvoller machen....




Fröhlichen Sonntag, meine Lieben,
herzliche Hummelzgrüsse!

🐛🐜🐝🐞





Sonntag, 7. Juli 2019

HÄTTE / TÄTE / WÜRDE ??





Wahrscheinlich stellt sich jeder irgendwann mal die Frage:



"Könnte ich die Lebensuhr um 25 oder 
30 Jährchen rückwärtsdrehen- 
würde ich was anders machen?
Und wenn ja: WAS??"






Ein Denkanstoss, der einem wirklich ins Grübeln bringen kann.
Natürlich habe ich mir diese Frage schon oft gestellt.
Und erfreulicherweise kann ich sie mir selber klipp und
klar beantworten.

Nein, ich würde praktisch nichts verändern wollen.

Na gut: Würde der eine oder andere Mann erneut
zum ersten Mal auf meiner Bildfläche auftauchen-
ich würde sofort ganz scharf die Kurve kratzen! 😁

Und ich würde vielleicht eher einen andern Beruf 
ergreifen. Würde Journalismus oder Psychiatrie studieren. 
Mich zur Restauratorin ausbilden lassen.
Oder eventuell zur Kriminalpolizei gehen. 👮
Das heisst jetzt nicht, dass mir mein Job nicht 
gefällt. Aber damals, vor 40 Jahren (meine Güte!!),
als es um die Berufswahl ging, 
da hätte ich "Journalismus" wahrscheinlich 
nicht mal buchstabieren können
(also- jetzt im übertragenen Sinn, nicht wahr?)

Aber abgesehen davon wäre alles in Ordnung so,
wie es ist und war.
Begangene Fehler und schwierige Phasen bringen einem
immer weiter im Leben- allerdings vermag man das meist
erst mit ein wenig Distanz zu erkennen.
Aber sie machen einem schlussendlich zu dem, was man ist.
Bringen einem dazu, sich selbst und das eigene Handeln
zu hinterfragen, Konsequenzen zu ziehen und Veränderungen
herbeizuführen.

Es gibt aber tatsächlich etwas, dessen ich mir gerne viel,
viel früher bewusst geworden wäre. Oder vielmehr: Das
ich gerne schon viel eher so intensiv gelebt hätte:

Einen nachhaltige(re)n Lebensstil.

Ich war schon immer ein Mensch, der sich unglaublich stark mit 
der Natur verbunden fühlte. Und ich habe mich noch nie 
über meinen Besitz definiert, denn der war schon immer
sehr bescheiden im Vergleich zu andern.

Aber ich hätte gerne schon viel früher über das Wissen
verfügt, das ich mir in den letzten Jahren zu den Themen
Nachhaltigkeit und ökologischer Fussabdruck 
angeeignet habe und jetzt
intensiv in meinem Leben umsetze. 

Dann hätte ich nämlich wahrscheinlich alles daran gesetzt,
vor vielen Jahren das kleine Stück Land 
meiner Grossmutti zu kaufen, das
schlussendlich an Fremde veräussert wurde. 
Die alten Apfel-, Birnen- und Zwetschgenbäume 
und die riesige Birke hätten weiterleben dürfen 
und ich hätte drumherum einen wilden, wunderbaren 
Permagarten entstehen lassen.
Vielleicht wäre sogar, wer weiss, mein grosser Traum
vom Leben im hölzernen Wohnwagen wahr geworden- den hätte
ich genau unter ebendiese Birke gestellt......


Das verpasst zu haben ist etwas, 
was ich wirklich sehr bedaure. 

Aber wie gesagt: 
Damals fehlte- neben den finanziellen Mitteln- 
auch (noch)ein wenig die Erkenntnis um 
die Notwendigkeit, nachhaltiger agieren zu müssen
um unseren wundervollen Planeten zu erhalten. 
Also setzte ich mich auch nicht so 
intensiv damit auseinander, was man als Einzelner 
dazu beitragen könnte um das zu bewerkstelligen, 
so wie ich es heute tue.

Aber ich sehe das nicht als vertane Chance sondern 
nutze mein Wissen und meine Energie als Katalysator, 
um meinen Beitrag zu einer viel nachhaltiger 
agierenden Gesellschaft zu leisten.

Denn das ist für mich persönlich wirklich das
dringendste Ziel.

Und ihr?
Hättet ihr die Möglichkeit-
was würdet ihr korrigieren?



Kommt gut in die neue Woche,
herzliche Grüsse!!

🌸🌺🌸