Auch wenn die schweren Jungs jetzt im Jura sind,
so bin ich doch jeden Tag morgens und abends im Stall.
Einmal, um die Mietzmannschaft zu betüddeln,
und natürlich auch, um nach dem Rechten zu sehen.
Gestern Abend stand ich an der Weide und liess
meinen Blick über die Landschaft schweifen.
Plötzlich wurde mir etwas bewusst, das mir
bisher noch gar nicht so aufgefallen ist:
Wie sehr sich unsere Weide
doch von denen rundherum unterscheidet!
Dieses Stück Land überlassen wir weitestgehend sich
selber. Wir lassen die Jungs darauf weiden und misten es
jeden Tag ab. Aber wir mähen es nie, sondern
lassen im Herbst einfach alles, was da noch steht, in
sich zusammenfallen; man könnte diesen Vorgang beinahe
schon ein "natürliches Mulchen" nennen.
In der Sommerpause bringen wir ein wenig Hühnermist
aus, denn ein bisschen was braucht der Boden schon.
Und ich schneide regelmässig die Samenstände der
Wiesenblacken ab. Die vermehren sich sonst rasend
schnell und sind mit ihren tiefen Pfahlwurzeln dann
kaum noch zu entfernen. So halte ich diese Pflanzen
seit vielen Jahren locker in Schach; es gibt höchstens
4 oder 5 Stück davon auf dieser Weide.
Inzwischen ist dieses Stück Land zu einer vielfältigen
Magerwiese geworden; schon von Weitem könnte man auch
ohne Zäune erkennen, wo ihre Grenzen verlaufen!
Oben:
die Nachbarsweiden im Überblick
und aus der Nähe,
Unten:
im Vergleich dazu unsere Weide.
Wahrscheinlich würde jeder "normale" Bauer
schreiend das Feld räumen- im wahrsten Sinne des Wortes!
Denn der möchte natürlich möglichst viel Futter für sein
Vieh heuen können, deshalb wird regelmässig Jauche ausge-
fahren (die vermutlich auch irgendwas enthält, das den
Wildblumen und Kräutern den Garaus macht....)
Als ich heute mit dem Fotoapparat über unser Stück Land gegangen
bin hab ich mich so gefreut darüber, was da "los war": So viele
verschiedene Blumen und Pflanzen, zum Teil gerade am Aufblühen,
zum Teil schon dürr, dazu Heerscharen von Grashüpfern, die
vor jedem meiner Schritte das Weite suchten, und viele, viele
Bienen, Hummeln, Schwebfliegen, Käferchen,
Ameisen, kleine Falter und Schmetterlinge.
Das war ein Zirpen und Summen, Krabbeln und Flattern!
(Grashüpfer: 2. Reihe links!)
Ich bin wie ein Storch durchs Gras gestakst,
damit ich möglichst keines der kleinen Lebewesen tot-
trete. Und mir wurde einmal mehr bewusst, dass wir der Natur
(und schlussendlich uns selber!)viel Gutes tun,
wenn wir sie einfach machen lassen.
Diese Vielfalt ist wirklich zauberhaft!
Da gibt es die Zarten und die Borstigen, die Bunten
und die Zurückhaltenden, welche, die sich im Wind wiegen
und andere, die sich dicht über der Erde im Schutz der
hohen Gräser der Sonne entgegenrecken.
Und erscheinen gewisse Pflanzen auch noch so struppig-
auf die kleinen Lebewesen (wie die Wildhummel unten links!)
haben sie eine magische Anziehungskraft!
Vor ein paar Wochen habe ich eine grosse Tüte
einheimische Wildblumensamen ausgebracht. Dieses Jahr wird
noch nichts blühen, deshalb bin ich gespannt, was sich nächstes
Frühjahr tut! Wenn alles klappt werden in Zukunft
Akeleien, Glockenblumen, Margerithen, Schafgarbe,
Sonnenröschen, Storchenschnäbel und vieles mehr
diesen bunten Teppich ergänzen und mein kleines Insekten-
paradies noch wertvoller machen....
Fröhlichen Sonntag, meine Lieben,
herzliche Hummelzgrüsse!
🐛🐜🐝🐞