In meinen Mitarbeiter-Beurteilungen steht seit jeher ein Satz, der an mir klebt wie Kaugummi an einer Schuhsohle:
"Sie ist
der ruhende Pol
in unserem Team!"
(..."und behält auch in hektischen Phasen den Überblick" steht da ausserdem noch- aber das hat jetzt nichts zu tun mit diesem heutigen Post...!😁)
Es ist tatsächlich eine meiner Stärken, dass mich so schnell nichts aus der Ruhe bringt. Das darf ich wirklich behaupten. Leider distanziert sich mein Gehirn völligst von dieser, doch eigentlich sehr positiven, Eigenschaft! Das läuft nämlich immer auf Hochtouren und macht mich oft beinahe verrückt damit. Es nimmt alles wahr, empfängt dankbar alle Sinneseindrücke und verarbeitet die auf der Stelle. Und es brabbelt. Und brabbelt. Und brabbelt. Es kann nicht einfach irgendwas entgegennehmen, sichten und ablegen. Es dreht und wendet den Input hin und her, betrachtet ihn von allen Seiten, macht sich so seine Gedanken dazu und muss die einem ganz unbedingt und immer mitteilen.
Kleines Beispiel? Büddeschön:
Heute Morgen beim Aufstehen hätte jedes normale Gehirn registriert:
"Aha! Es schneit."
Punkt.
Nicht meines. Das setzt gleich an zu einer ganzen Brabbel-Kaskade:
"Ich habs doch gewusst: es schneit! Wär ja noch schöner gewesen, wenn wir jetzt gleich vom Winter kopfvoran in den Sommer gepurzelt wären! Wir haben April, Leute, APRIL! Nix da mit 25° und Badewetter. Nur, was geschieht jetzt mit den ganzen kleinen Vogelbabys in ihren Nestern? Übereifrig sind sie gewesen, die Vogeleltern. Hätten die mal noch gewartet mit dem Brüten!!"
Und so geht das den ganzen Tag. Mit allem. Der alltägliche Wahnsinn gibt meinem grauen Glibber ja genug Anlass, sich mit allem Möglichen und Unmöglichen zu befassen. Mann...... 🥴
Aber auch nachts findet mein Gehirn natürlich weder Punkt noch Komma, en contraire. Wenn es ganz ruhig ist ringsum, dann dreht es erst so richtig auf. Manchmal kommt es sogar auf die Idee, zu singen. Jawoll, es singt! Egal was, keine Ahnung, wo es die Melodien immer hernimmt. Leider ist mein Gehirn stimmlich aber keine Aretha Franklin, gell? Und so summt und krächzt und trällert es aus Leibeskräften, das Ganze gerne in Endlosschleife und ohne die kleinste Rücksichtnahme auf meine Befindlichkeit.
"HALT-DIE-KLAAAPPEEE!!!"
schreie ich es irgendwann entnervt innerlich an.
Verschreckt zuckt es dann zusammen, macht ein Gesicht wie ein Kind, dem man den Lolli geklaut hat, und hält ein paar Sekunden beleidigt den Rand. Aber Aufatmen ist nicht- umso beherzter setzt es nach einer kurzen Galgenfrist von Neuem und umso enthusiastischer wieder an.
"Sur le pont d'Avignon...."
Aber irgendwann geht auch dem motiviertesten Gehirn die Puste aus- und das ist der Moment, in dem ich dann ENDLICH einschlafe...
Das hört sich jetzt wahrscheinlich ziemlich lustig an. Aber ich kann euch sagen: so ein hyperaktives Gehirn ist echt eine Strafe. Eigentlich kann man der Misere nur begegnen indem man versucht, es über so viel Positives wie möglich brabbeln zu lassen. Klappt nicht immer, aber einen Versuch ist's wert.....
Nüja. Ich hab da so meine Strategien entwickelt. Jetzt setz ich z.B. gleich mal Teewasser auf, platziere mich aufs Sofa und lasse die Zweige im Terrakotta-Krug auf mich wirken, an denen in der Wärme der Stube langsam die Blätter aufgehen. Ich hab sie beim Spaziergang durch den Wald von einem Baum abgebrochen, der beim letzten Sturm umgestürzt war.
"Erstaunlich, nichtwahr? So ein Baum lebt einfach im Krug weiter, auch wenn er sozusagen mausetot am Boden gelegen hat! Der....."
R U H E !!!!!