Stell dir vor: du lebst vor vielen, vielen Hundert Jahren. Zu Zeiten der alten Germanen, der Wikinger oder noch viel früher. Das Leben damals ist nicht einfach, ganz besonders im Winter. Wenn die Tage von klirrender Kälte, von Eis und Schnee geprägt sind, wenn die Sonne am tiefsten Punkt des Himmels steht und die Dunkelheit herrscht, dann besteht die Aufgabe schlicht darin, zu überleben. Aber die Gemeinschaften rücken näher zusammen. Und die Menschen erkennen: ab dem 21. Dezember, nach der längsten Nacht des Jahres, beginnen die Tage wieder heller zu werden, das Licht kommt zurück, und mit ihm die Wärme und das Leben.
Also feiern sie diesen Tag, die Wintersonnwende, sehr, sehr lange bevor der 25. Dezember zu Weihnachten wird.
Es ist aber kein religiöses Fest. Man feiert die Natur, das wiederkehrende Licht und das Überleben.
Man schichtet an einer erhöhten Stelle, die jeder im Dorf sehen kann, einen riesigen Holzstapel auf. Jede Familie bringt einen Totzen Holz mit, ein Julscheit. Am liebsten eines aus Eiche, denn die Eiche ist stark und heilig, sie steht für Kraft und Ausdauer. Dieses Jul- oder Yulefeuer wird bei Sonnenuntergang entzündet und darf bis zum nächsten Sonnenaufgang nicht erlöschen. Sein Licht und seine Wärme halten die bösen Geister ab, genauso wie der reinigende Rauch von Wacholderbeeren, die ins lodernde Feuer geworfen werden. Sie sollen das kommende Jahr ausserdem segnen und Krankheiten fernhalten.
Ein kleines Stück vom verbrannten Julscheit aber wird wieder mit nach Hause genommen. Unters Bett gelegt soll es vor Unglück schützen, vor Blitzen und Feuer. Und im nächsten Jahr wird mit diesem Stückchen Julscheit das neue Julfeuer wieder entzündet, ein endloser Kreislauf, von Jahr zu Jahr, von Generation zu Generation.
Und man holt einen immergrünen Baum und stellt ihn nahe zum Julfeuer auf. Dieser Baum lebt auch im Winter, wenn sonst alles erstarrt ist; er trotzt der Kälte, und er trotzt dem Tod. Man schmückt ihn mit kleinen Puppen, Tieren und Sternen aus Stroh, mit roten Äpfeln, welche die Fruchtbarkeit symbolisieren, und mit Nüssen, die für verborgenen Reichtum und verborgenes Wissen stehen. Man windet rote Fäden um die Äste, rot wie Blut, wie die wiederkehrende Sonne. Manchmal hängt man auch kleine Glöckchen in die Zweige. Ihr Klingeln soll böse Geister abschrecken und sie wissen lassen: hier ist Leben, Gemeinschaft- hier seid ihr nicht willkommen!
Ist es nicht höchst interessant zu wissen, woher unsere Bräuche wirklich kommen? Wie alt sie tatsächlich eigentlich sind, und was ihr echter, ursprüngliche Sinn war? (Die vier Kerzen auf dem Apfenzkranz symbolisieren übrigens nicht die Wochen vor Weihnachten, sondern die vier Jahreszeiten....).
Eine gemütliches,
entspanntes WE
wünsche ich euch!
🌲
PS: Merci, Pixabay, für die Bilder!






























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