Lange bevor es Kalender und Uhren gab orientierten sich unsere alten Vorfahren an der Sonne und am Mond. Und es fiel ihnen auf: das Sonnenjahr hatte 365 Tage, das Jahr des Mondes allerdings nur deren 354. Es blieben also 11 Tage und 12 Nächte, die "nirgendwohin gehörten". Eine Lücke zwischen 2 Welten sozusagen. Die Kelten nannten diese Nächte die "Rauhnächte" (zurückzuführen auf das altdeutsche Wort "rûch", welches "haarig", wild oder ungezügelt bedeutet, oder auf "Rauch", da man in diesen Tagen ausgiebig räucherte). Die Menschen glaubten, dass in diesen Tagen und Nächten die Grenze zur Anderswelt, also dem Reich der Geister, der Toten und der alten Götter, durchlässig werden und die Verstorbenen zurück kommen, dass Tiere sprechen, man die Zukunft in seinen Träumen sehen und das Schicksal durch Rituale beeinflussen kann.
Und man fürchtete die wilde Jagd: ein unheimliches Heer gespenstischer Seelen- das, angeführt vom Göttervater Wotan, tobend und in wildem Galopp über den Himmel zog. (Bei uns kennen wir "den Türst", der mit seinem Gefolge über das Firmament stürmt). Wer sich bei Einbruch der Dunkelheit noch draussen aufhielt, der konnte vom wilden Heer mitgerissen werden. Also verriegelte man Türen und Fenster. Wer klug war hing auch keine Wäsche mehr vor dem Haus auf, denn die Geister hätten sich darin verfangen können. Und auf gar keinen Fall durfte man den Tieren beim Sprechen zuhören; wer dies trotzdem tat, dem drohte nichts Geringeres als der Tod.
In der Zeit der Rauhnächte wurde in Haus und Stall geräuchert.
Der Rauch der glimmenden Kräuter und Harze sollte die Geister vertreiben und alles Alte und Verbrauchte mit sich forttragen, gleichzeitig aber auch das Licht und den Segen einladen, in der Hoffnung auf ein gutes neues Jahr. Und man befragte das Orakel oder die Runen, um mehr über die Zukunft zu erfahren.
Der alte Brauch der geheimnisvollen, mystischen Rauhnächte wird heutzutage von immer mehr Menschen wiederentdeckt. In manchen Gebieten werden die Rauhnächte vom 24. Dezember bis zum 6. Januar begangen, weil man sagt, dass ab dem 21. Dezember, der Wintersonnwende, das Universum für 3 Tage "den Atem anhalte".
Anderswo werden die Rauhnächte aber auch schon direkt ab der Wintersonnwende zelebriert und enden dann bereits mit Neujahr.
Unabhängig von der Zeitspanne geht es vor allem darum, zur Ruhe zu kommen und besinnlich zu sein, sich mit der Natur und sich selbst zu verbinden, kleine Rituale zu begehen und zu räuchern. Man kann z.B. kleine Zettel mit Wünschen beschreiben und jeden Abend einen dieser Zettel verbrennen, um so durch das Feuer seine Wünsche dem Universum zu übergeben und ins neue Jahr tragen zu lassen. Oder man kann aufschreiben, was man in diesen Nächten geträumt oder was man an den Tagen vielleicht Spezielles erlebt hat.
Auch wenn mancher über solche Bräuche lächeln mag und es als Aberglauben abtut, so erkennt man darin doch eine alte Wahrheit. Die, dass die Dunkelheit Teil des Lebens ist, genauso wie das Licht. Dass alles zyklisch ist, Sommer wie Winter, und dass alles immer wieder von vorne beginnt. Gerade in unserer von Hektik und Schnelllebigkeit geprägten Gegenwart brauchen wir solche kleinen Pausen zwischen den Welten, eine Zeit, in der man "die Stille hören" und in sich selber hineinhorchen kann, um seinen eigenen Weg neu auszurichten.
Merci, Pixabay!
Ich wünsche euch eine
ruhige, seelenwarme Zeit.
Egal, was und wie ihr feiert:
tut es mit Freude und
Hingabe!
🌟




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