.... vor langer Zeit, da stand ein altes, prächtiges Haus in einem riesigen Garten, in dem es grünte und blühte und in dem es auch einen grossen, tiefen Teich gab. Im Garten spielte jeden Tag das kleine Mädchen, welches in diesem Haus lebte. Es war ein fröhliches, übermütiges Ding mit wilden Locken und roten Wangen.
Wieder einmal sass das kleine Mädchen im Gras am Teich und spielte versunken mit seinem liebsten Spielzeug, einem kleinen Stoffigel. Es liebte diesen Igel, und deshalb war der kleine Igel schon ganz abgegriffen, ein Teil seiner Stacheln war ausgefallen und der Stoff an Armen und Beinen war ganz abgewetzt. Aber das war dem kleinen Mädchen egal.
Gerade hatte es den Igel auf einen Stein gesetzt und war dabei, sich Blümchen zu pflücken, um daraus einen feinen Kranz zu winden, da winkte seine Mama aus einem Fenster des Hauses und rief zum Abendbrot. Das kleine Mädchen liess alles stehen und liegen und rannte im Sauseschritt los, denn es war ein braves Kind!
Zurück blieb der kleine Igel. Regungslos sass er da, bis die Sonne ganz am Horizont verschwunden war und sich an ihrer Stelle der grosse, helle, kugelrunde Mond am Firmament erhob.
Nun ist es ja so, dass Spielsachen in Vollmondnächten zum Leben erwachen. Und so begab es sich, dass sich der kleine Igel plötzlich regte, gähnend seine kahlen Ärmchen zur Seite ausstreckte und sein lackglänzendes, kugelrundes Näschen hob, um die frische, kühle Nachtluft zu schnuppern. Plötzlich wurden seine Äuglein ganz gross vor Staunen, denn auf dem Teich kamen ein paar Enten geschwommen, und mitten unter ihnen eine schneeweisse, wunderschöne Ente, auf deren makellosem Gefieder hunderte von Wassertröpfchen im Mondlicht schimmerten wie glitzernde kleine Diamanten. Das erstaunlichste aber war, dass diese Ente ein Krönlein auf ihrem Haupte trug, zart und fein wie aus Spinnweben gefertigt.
Diese Ente war die Königin aller Tiere, die an diesem Teich lebten.
Der kleine Igel war sehr ergriffen von so viel majestätischer Anmut und Schönheit!
Er beugte sich ein wenig vor, um dieses bezaubernde Schauspiel noch besser betrachten zu können, und entdeckte in diesem Moment sein eigenes Spiegelbild im schimmernden Wasser des Teiches. Er hatte nie zuvor sein eigenes Antlitz gesehen, und er erschrak sich sehr, schlug seine kleinen Händchen vor die Augen und blinzelte zwischen den Fingerchen hindurch. Plötzlich kullerten ihm dicke Tränchen über die Wangen.
"Nein, oh nein!!" jammerte er, "ich bin so hässlich!" Und er schluchzte so herzerbärmlich, dass die Königinente auf ihn aufmerksam wurde. Sie kam ans Ufer geschwommen, stieg aus dem Wasser und wandte sich dem kleinen Igel zu.
"Was hast du denn bloss?" fragte sie sanft, "Was macht dich so traurig??"
"Ach", schnaufte der kleine Igel, "sieh mich doch an! Ganz zerzaust bin ich, meine Stacheln fallen aus, meine Arme und Beine sind ganz abgewetzt, ich bin so unscheinbar! Hätte ich doch nur ein Krönchen wie du es trägst, es würde alle meine Unzulänglichkeiten überstrahlen, und man würde mir Respekt zollen!" Erneut brach er laut schniefend in Tränen aus und konnte sich gar nicht mehr beruhigen.
"Ein Krönlein würdest du gerne haben wollen?" fragte ihn die Ente verständnisvoll und wiegte leise ihren Kopf.
"Hör mir zu. Ich leihe dir mein Krönlein für die Zeit bis Mitternacht, wenn es dich denn glücklicher macht. Aber wisse: Mit dem Krönlein übernimmst du auch meine Pflichten. Eine davon ist es, heute Nacht Hof zu halten und dir alle Sorgen und Nöte anzuhören, die dir von den Tieren an diesem Teich vorgetragen werden. Willst du das tun?"
Der kleine Igel tat vor Freude einen grossen Luftsprung: "Ja! Aber ja, das will ich gerne tun!!"
Also hob die Ente ihr feines Krönlein vom Kopf und setzte es dem stolzen, kleinen Igel auf. Ein bisschen gross war es, das Krönlein, und es drohte mal auf der einen, mal auf der andern Seite runterzurutschen. Doch der kleine Igel hielt sich kerzengerade und balancierte die teure Last geschickt auf seinem Kopf.
Plötzlich begann der grosse Garten an allen Ecken zu leben, es wisperte, zwitscherte, summte und quakte. Überall tauchten sie auf, die Tiere dieses Gartens, und strebten hin zum kleinen Igel.
Nachdem sie sich alle versammelt hatten erklärte ihnen die Ente, dass für diese Nacht nun der kleine Igel die Hoheit habe und dass sie ihm nun ihre Anliegen vorbringen sollten.
Sofort trat eine stattliche Elster vor, verbeugte sich in ihrem schwarz-weissen Frack vor dem Igel und sagte: "Der Wind hat mein schönes Nest vom Baum geweht, kaum dass ich es fertiggestellt hatte! Hilfst du mir, es wieder hinaufzuheben?"
"Paahh!!" schnitt ihr ein Maulwurf das Wort ab, "Das ist ja gaaar nichts! Der Gärtner tritt andauernd alle meine Gänge zu, sodass ich jeden Tag und jede Nacht stundenlang damit beschäftigt bin, mir neue zu graben!" Und es hob von allen Seiten ein Schimpfen und Zetern an, jeder wollte den andern übertönen, jeder war der Meinung, dass sein Problem noch viel gewichtiger sei als das seines Vorredners.
Dem kleinen Igel wurde ganz schwindelig von diesem Geschrei, stumm und starr vor Schreck stand er mit hängenden Armen da und blickte verschüchtert in die Gesichter ringsum, und das Krönlein wurde bleischwer auf seinem Haupt, als wolle es den Igel in Grund und Boden drücken. Der kleine Igel wusste nicht mehr ein noch aus und wünschte sich, nie dieses Krönlein aufgesetzt zu haben.
In diesem Moment schlug die Kirchturmuhr vom nahen Dorf Mitternacht. Der kleine Igel sank augenblicklich ermattet zu Boden, das Krönlein purzelte ins Gras und die Tiere verzogen sich wieder dahin, woher sie alle gekommen waren.
Die weisse Ente aber, die setzte das Krönlein mit einem wissenden Lächeln wieder auf ihren Kopf, glitt ins silbern glitzernde Wasser und verschwand mit ihrem Gefolge in der Dunkelheit der Nacht.
"Igelchen, mein kleiner Zausel, da bist du ja!!" Jubelnd hob das kleine Mädchen ihr geliebtes Stofftier vom Boden auf, schnippte ein wenig Gras von seinem Kopf, drehte sich fröhlich mit ihm um die eigene Achse und bedeckte es mit innigen Küssen. "Ich hab dich so vermisst, konnte beinahe nicht schlafen ohne dich! Was hast du denn bloss hier draussen gemacht??"
Und fröhlich singend hüpfte es mit dem kleinen Igel durch den Garten, winkte den Schmetterlingen zu und patschte mit seinen Händchen ins Wasser des Teiches, dass es nur so spritzte.
Der kleine Igel schmiegte sich überglücklich
an das kleine Mädchen.
Er hatte begriffen, was in seinem Igelleben
wirklich wichtig war.
Irgendwo draussen auf dem Teich aber, da spähte die wunderschöne weisse Ente durch das dichte Schilf, und ein feines Lächeln spielte in ihren Augen. Die Sonne brach sich in ihrem Krönlein und schickte einen glänzenden Funken über das stille Wasser.
Und die Moral von der Geschicht' ?
Nun, die kann sich einjeder selber an seinen 5 Fingern abzählen!
;oD
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(Eine kleine Fabel, frank und frei erzählt nach FrauHummel, bebildert mit der huldvollen Genehmigung ihrer Hoheit Méa von und zu Strauss)
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Text FrauHummel / Fotos Méa's Vintage
Alle Rechte vorbehalten!
;oD
Alle Rechte vorbehalten!
;oD
Woooow! Ich musste fast weinen wegen dem kleinen Igel.... :'-( So eine schöne Geschichte! :-D Ich hatte ganz viele Bilder im Kopf, so gut hast du erzählt!
AntwortenLöschenLiebe verträumte Grüße,
Alice
Liebe Hummel,
AntwortenLöschenich habe Gänsehaut bekommen bei der süßen Geschichte und gleichzeitig fühle ich mich sooooo schlecht. Ich habe der Mea vorhin geschrieben, dass Igel und Adlerküken mit der Ente nicht mithalten können. Dabei finde ich den Igel auch sooo süß. Mit deiner Geschichte ist er natürlich der Held des Tages und die Ente bleibt die Prinzessin mit Krone, weil sie ihr so gut steht.
Ich schicke dir liebe Grüße in die Nacht und schlaf dann mal gut - Stine
Vielleicht träume ich ja von deiner lieben Geschichte, manchmal träumt man ja von dem was man als letztes vor dem Schlafen getan oder gelesen hat. In diesem Falle deine soooo zauberhafte Geschichte. Morgen werde ich sie meinem Kleinen vorlesen.
Liebe Frau Hummel,
AntwortenLöscheneine wunderschöne Geschicht am frühen Morgen.
Einfach traumhaft, zauberhaft.
Hab einen schönen Tag.
GGGGGLg
Deine Frau KunterBunt
Na....mein liebstes Hummelflitatüüt...Du solltest ein Kinderbuch schreiben....erst dachte ich, der Igel von Mea wäre Deiner...ghihihi....was für eine schöne, märchenhafte G´schicht..
AntwortenLöschenSchade, dass Ihr soweit weg seit...sniiief...sonst würd ich doch glatt zu Frau Shabbyhus kommen, und Euch zwei fest drücken..
Bis Bald, Biene.
Meine liebe Hofdichterin des eigenen Hummel-Königreiches,
AntwortenLöschenich habe heute Morgen diese schöne Überraschung gesehen, erst ungläubig, dann mit Tränchen der Rührung in den Augen nebst passendem Kloß im Hals, dann alles nochmals... den Kindern vorzulesen, die auch ganz hin und futsch waren - alle beide, auch der Große.
Und so nehmen wir Deine wunderschöne Geschichte nun in den Tag mit, mit auf unseren Ausflug und schicken Dir verzauberte Grüße nach Hummelhausen - leider ja, sooo weit weg.
Wenn die Kiddis aber größer sind, dann komm ich und dann kannst Du erleben, wie die Königin Méa auf ihren königlichen äähhh derrier... Na, ich konnte mal reiten, so leidlich... hihi Habe mir als "Stallbursche" ein paar Reitstunden verdient (incognito, da man als Prinzessin ja... usw ;))
Vielen Dank für diesen Zauber, meine Liebe, einen selbigen verzauberten Tag, Deine staunende Méa (vielleicht zeigt sich bei der nächsten Geschichte ja auch ein kleines Anonymchen, so als Schlingelei? ;)
Hab das nu mal auf Google verlinkt, ist doch zu schön :))) Und einen Nachtrag im Post mit Link hab ich auch gemacht, bin ein fleissiges Bienchen, ne?
AntwortenLöschenHallo, liebes Hummelchen!
AntwortenLöschenAch, das tat grad gut...ich fühlte mich wieder wie vor vielen, vielen Jahren. War mittendrin im Geschehen um den kleinen Igel.
Ist schön, wenn man solche Geschichten zu Papier bringen kann!
Wünsch dir einen wundervollen Mittwoch!
Herzliche Grüße,
Karin
Liebe Frau Hummel,
AntwortenLöschenwelch wunderschöne Geschichte. Und sie erinnert mich daran, dass ich als kleines Mädchen einmal meinen über alles geliebten Teddybär im Feld vergessen habe, als wir dort Kartoffeln geerntet haben. Damals war wohl grad kein Vollmond, denn als mein Vater ihn mitten in der Nacht endlich wiedergefunden hatte, trug der Bär keine Krone.
Liebe Grüße
die Schmiedegärtnerin
Herzallerliebst mein liebes Hummelchen ♡ Ich bin wirklich zu Tränen gerührt. Du solltest darüber nachdenken ein Buch zu schreiben. Ich wollte nicht, dass die Geschichte aufhört, hätte noch Stunden lesen können! Zu schön - wirklich!
AntwortenLöschenIch schicke dir ganz liebe Grüße und bin wirklich traurig, dass ich nicht zum Treffen kommen kann. Das ist aber wirklich zu weit und ich hätte dich und Frau Shabbyhus so gerne mal live erlebt und mir dann ein eigenes Geburtstagsgeschenk gegönnt. So eine rattenscharfe Korbtasche. I ♡ IT!!!
Alles Liebe!
Nicole
Wunderschön geschrieben ... da lief gleich ein kleiner Film ab vor meinem inneren Auge. Niedlich. Ich hab meinen kleinen innig geliebten Teddy noch immer... man sieht ihm seine Jährchen tüchtig an, aber Weggeben käme für mich nicht in Frage. Hin und wieder kann ich sogar nicht wiederstehen und muss so einen kleines armes Stofftierechen aus dem Brockenhaus "retten". Seufz, ich weiss ja, dass sie nicht leben ... aber wer weiss, schliesslich schlafen wir ja alle nachts.
AntwortenLöschenHab einen schönen Sommerabend
En liebe Gruess
Alex
So eine schöne Geschichte! Die muss ich meiner Enkelin vorlesen! Du solltest wirklich ein Buch mit solchen Geschichten schreiben! Danke!
AntwortenLöschenGrüßle
Ursel
Liebstige Frasu Hummel,
AntwortenLöschendas ist eine so süße, schöne, weise Fyabel, einfach entzückend - und toll inspiriert von Meas zauberhafter Krönchenschöpfung!
Drückerchens und Küschelbüschel von der trau.mau
Frasu und Fyabel - na sowas, Kreativität ist offenbar anstreckend - heute kriegst du von mir gleich ein paar neue Wortschöpfungen mit ;o))
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