Samstag, 17. Juli 2021

VERDICHTET

 

 

Puuuhhhhh.....

Das Gröbste haben wir, denke ich, geschafft. Und sind wohl nochmal mit einem blauen Auge davongekommen. Wir hatten viel mehr Glück als jene Menschen, die von Jetzt auf Gleich ALLES, im schlimmsten Fall sogar ihr Leben, verloren haben.....

Auch hier ergiessen sich die Gewässer weiterhin in Städte und Ortschaften, es gab Murgänge (und es werden voraussichtlich nicht die letzten gewesen sein), Steinlawinen legten Bahngleise und Strassen lahm, Weiden verwandelten sich in Teiche.

Aber im Grossen und Ganzen hatten wir (zumindest hier in der Umgebung!) Glück. ManitouseiDank werden die kommenden Tage trocken(er) und sonnig(er), die Situation kommt langsam zur Ruhe.

Die Konsequenzen aus dem weiter fortschreitenden (und immer noch gerne geleugneten!) Klimawandel sind unübersehbar. Aber der ist nicht alleine Schuld am Schlam(m)assel: Bebauung (also Versiegelung) und die Verdichtung der Böden tragen auch sehr viel dazu bei, dass solche Regenmassen wie eben erlebt nicht mehr versickern können.

Ich konnte das wieder selbst anhand meiner Weide und denen ringsum erleben:

Auf meiner Weide ist seit mindestens 15 Jahren kein Traktor oder Ähnliches mehr gefahren. Dieser Umstand, also dass das Erdreich nicht mehr durch die schweren Maschinen regelmässig zusammengepresst wird, und wohl auch der wilde Bewuchs mit allem, was auf eine NATÜRLICHE Magerwiese gehört, hat offensichtlich dafür gesorgt, dass auf diesem Stück Land nicht eine einzige Pfütze stand. Auf den Weiden ringsum sammelte sich das Wasser zu riesigen Teichen an die sich, auch nach eineinhalb Tagen mit soviel wie keinem Niederschlag mehr, immer noch nicht zurückgebildet haben.  

DAS ist mir Beweis genug......

Kommen wir vielleicht jetzt endlich mal in die Gänge?.....

 

Während der grauen Regentage habe ich gern ein wenig in meinem Journal gearbeitet. Es wird je länger, je mehr eines, in dem ich kleine Erinnerungsstücke verarbeite und aufbewahre und sie mir so immer wieder anschauen kann.

Mein letztes "Werk" ist ein grosses Foto von mir als ganz kleine Hummel im Garten meiner Oma. Scheinbar konnte ich mich schon damals für irgendwas begeistern, was da im Grünen summte oder krabbelte. 😊

 

 

Zum Foto, welches ich teilen musste, habe ich eine kleine Einstecktasche kombiniert, die ich aus Papier und passendem Stoffband gebastelt habe. Darin steckt nun ein Mäppchen mit Sichtfenster, welches 3 Locken enthält, die mir meine Mutti im Alter von etwa 1 1/2 Jahren geschnitten hat. 

 


Und eine Zeichnung, die ich im Alter von 2 1/2 Jahren zu Papier brachte. Mein Daddy hat damals die ganze Geschichte nach meinen Anweisungen beschriftet- dieses kleine Alien links mit dem Totenschädelchen war also ein Selbstportrait, *ggg*!

 


 

Wie schön, dass meine Eltern solche Dinge für mich aufbewahrt haben! Und dank meines Journals kann ich sie nun immer mal wieder angucken und mich freuen....(Und ein bisschen rosa musste jetzt einfach sein! 😄)

 

Fröhlichen Sonntag, meine Lieben,

haltet euch trocken! 🌂 

 

 

 


Sonntag, 11. Juli 2021

z'ALP


Wenn wir hier schon mal in Erinnerungen schwelgen, dann häng ich doch gleich noch eine dran!

Sommer. Zwar nicht meine liebste Jahreszeit, aber eine, die schöne Bilder in mein Gedächtnis holt.

Unsere Sommerferien verbachten wir in meiner Jugendzeit immer auf der Alp. Ich war knapp 3 Monate alt, als ich das erste Mal Alpluft schnupperte. Von da an ging es jeden Sommer für 3 Wochen hoch auf etwa 1250 m.ü.M., in dieses kleine, einfache, sonnenverbrannte Holzhäuschen. Mitten auf einer riesigen Bergweide stand es, nur ein paar Meter entfernt vom dunklen, dichten Wald und der kleinen, weissen Kapelle. Es gab keinen Strom, kein Bad, einen Holzfeuerherd und ein Plumpsklo. Dafür einen Erdkeller, der als riesiger Kühlschrank diente und in dem sich Lebensmittel ewig hielten, und einen Brunnen vor dem Haus.

Man hatte einen unglaublichen Ausblick: das ganze Obwaldnerländli breitete sich vor einem aus, der See leuchtete türksblau, die Dörfer zu Füssen unserer Berge lagen, eingebettet in sattes Grün, rundum an seinen Ufern.

 

 

Alleine schon die Vorbereitungen auf diesen Aufenthalt waren aufregend. Mutti packte Lebensmittel, Küchenutensilien, Bettzeug und Klamotten ein. Wir unsere Bücher, Mal- und ein paar Spielsachen. Dann kam der Vater meiner Tante mit seinem alten Landrover, das ganze Gedöhns wurde hinten eingeladen, und diejenige von uns, die das Glück hatte, durfte vorne in der Fahrerkabine mitfahren. Der Rest folgte der fröhlichen Fuhre im Renault meines Daddys.

Nachdem wir alle viele Höhenmeter über enge Haarnadelkurven hinter uns gebracht hatten und quer über die Alp gerumpelt waren (damals gabs dort noch keine oder wenn, dann ganz zerkarrte, ausgespülte Strässchen!), war es immer ein besonderer Moment, wenn sich die knarrende zweigeteilte Tür des Häuschens das erste Mal öffnete. An den Geruch, der einem dann entgegenschlug, kann ich mich heute noch erinnern: es war eine Mischung von altem Holz, Feuerrauch und ein ganz kleines bisschen nach Güllengrube, die hinter dem Haus lag. Von der Minute an warteten viele Tage Freiheit, Natur pur und kaum gesetzte Grenzen auf uns!

Morgens erwachten wir erst durch das Geräusch, wenn Mutti unten in der Küche die kalte Asche im Holzherd in die Ascheschublade runterrüttelte. Dann hörte man die Scheite knacken, der Duft von Feuer zog durchs Häuschen, und wir schälten uns gähnend aus den Federn. Als erstes wuschen wir uns draussen am Brunnen mit eiskaltem Bergwasser, bevor wir uns in der Stube an den Tisch zum Frühstück setzten. 

Die Tage verbachten wir mit allem, wozu wir grade Lust hatten. Lasen oder dösten in der Sonne, kletterten auf die riesige Tanne, die alleine mitten auf der Weide stand, ober besuchten die Kinder in den andern paar Häuschen, die verteilt auf der ganzen Alp lagen.

 


 

Sonnebrand holten wir uns damals so gut wie nie. Wir wurden zwar alle ab und zu mit "Sherpa Tensing" Sonnencreme eingerieben, auch wenn die Intensität der Strahlen damals noch nicht so gross war wie heutzutage. Trotzdem kamen wir schlussendlich immer braungebrannt nach hause.

Mittags und abends läuteten wir mit Inbrunst das Glöckchen in der Kapelle, und vor dem Abendbrot machten wir uns gemeinsam auf, um in der Sennhütte schaumige Milch frisch ab Kuh, goldgelbe Butter und wunderbar würzigen Alpkäse zu holen. 

Daddy fuhr vielleicht ein Mal die Woche "z'Bodä", um Lebensmittel einzukaufen, ab und zu gabs Besuch von Verwandten; ansonsten blieb die Zivilisation aussen vor. 

Das Leben dort oben war beschaulich und sehr nah an der Natur. Das zeigte sich auch deutlich bei Wetterumschwüngen: manchmal stand der Nebel so dicht am Haus, dass man sich darin leicht verirren konnte (was mir tatsächlich mal passierte!), die Gewitter waren beispiellos. Man bekam mitunter das Gefühl, dass gleich die Welt untergeht: der Donner grollte so laut, dass das Häuschen erbebte, grelle Blitze zuckten und schlugen nicht selten in den mächtigen Giswilerstock, der sich hinter dem Haus schratig erhob. Mutti machte dann immer alle Schoten dicht, und unser Schäferhund Mido quetschte sich zitternd unter ein Bett.

Aber so unvermittelt, wie so ein Unwetter aufziehen konnte, so schnell verschwand es auch wieder und machte der Sonne Platz. 

Viel zu rasch ging diese zwanglose Zeit immer vorbei! Ich weiss noch: Wieder zurück im Dorf wunderte ich mich jedes Mal über das grosse Badezimmer mit den kühlen Bodenfliesen oder über Licht per Knopfdruck (auf der Alp musste man abends Gaslampen entzünden). Wenn ich aber das Geläut der Kirchenglocken das erste Mal hörte fühlte ich mich dann doch wieder so richtig zuhause....

Leider hat meine Tante dieses Häuschen irgendwann abgegeben. Zu gerne würde ich auch heute noch regelmässig ein paar Tage dort oben verbringen- und ich erinnere mich daran, dass ich mir schon als Kind damals gewünscht habe, permanent in diesem Häuschen leben zu können. Und wie ich es im Geist schon mal entsprechend umgestaltet und eingerichtet habe.

Das Angebot, dort leben zu dürfen, müsste man mir auch heutzutage nur ein einziges Mal machen..... 😊


Fröhlichen Sonntag, 

meine Lieben! ❤️

 

Sonntag, 4. Juli 2021

 

"Menschen mit Persönlichkeit

findet man immer ausserhalb

des Rudels!"

 

Punkt. Eigentlich bedarf das keiner Ergänzung- aber wär doch jetzt irgendwie blöd, wenn DAS schon mein ganzer Post gewesen wäre, nichtwahr? 😄

Also doch noch ein paar Sätze mehr zum Thema.

Wenn ich mich zurückerinnere, dann hab ich schon in meiner Schulzeit immer die Menschen angezogen, die irgendwie aus dem Raster fielen. 

Da war zum Beispiel Doris (*). Sie kam aus einer Familie, die zu knapsen hatte. Ihr Vater war äusserst streng (ich durfte sie zum Beispiel nie zuhause besuchen, und ich fragte mich ausserdem immer, ob sie was von ihm zu befürchten hatte.....) Die Mutter, still und unterwürfig, hatte wohl auch nichts zu sagen. Aber ich freundete mich mit Doris an, wir waren uns recht ähnlich. Und ich setzte mich für sie ein, wenn die Mitschüler sie mal wieder mobbten. Sie war eine der ganz Wenigen in unserer Klasse, die ein Moped besass. Und damit durfte ich ab und zu eine Runde auf dem Pausenplatz drehen. DAS war damals ein grosser Freundschaftsbeweis! Leider habe ich sie seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Es würde mich sehr interessieren, was aus ihr geworden ist!

Oder Manuela.(*)Sie lebte in einem grossen, alten Haus am Dorfrand. Sie durfte ich zwar besuchen, aber dieses Haus fand ich immer ein wenig spooky, die hohen Räume im Innern waren immer abgedunkelt. Ausserdem roch es dort sehr seltsam.

Manuela wollte Sängerin werden- und wurde deshalb natürlich von ihren Klassenkameraden verspottet. Das hinderte sie nicht daran, bei jeder Gelegenheit fröhlich ein kleines Ständchen vor versammelter Mannschaft zu trällern. Und was soll ich sagen: Sie bestreitet heute einen Teil ihres Lebensunterhaltes als Schlagersängerin. So kanns gehen!

Und dann Diane (Deiäään!). Sie zog als Teeny mit ihrer geschiedenen Mutter aus den USA in unser Dorf. Alleine das war natürlich furchtbar interessant. Aber ausserdem verband uns unsere grosse Tierliebe. Deiäään malte in mein Poesiebuch (so ein richtiges, wo man die Seiten noch selber gestalten musste und nicht einfach vorgedruckte Fragen beantworten und ein Selfie einkleben konnte!) mit Neocolor eine sehr naturgetreue Taube mit einem Verband am Flügel. Und schrieb einen Spruch dazu, irgendwie so im Sinne von:

 

"Nur tierliebe Menschen

sind gute Menschen!"  

 

Deiäään beklebte mit Vorliebe kleine Plastiktierchen mit buntem Glitter. Ich bekam einen Glitzerfisch von ihr und war mächtig stolz. Warum es gerade ein Fisch sein musste entzog sich meiner Erkenntnis- aber das war mir egal!

Irgendwann verschwand Deiäään wieder mit ihrer Mutter- ich habe nie erfahren, wohin es sie verschlagen hat. Und das Poesiealbum ist leider im Laufe der Jahre auch irgendwo auf der Strecke geblieben...

                  (* Name geändert, die Red.) 

 

Auch heutzutage gibt es- ausserhalb meiner Familie- nur ganz wenige Menschen, in deren Gegenwart ich mich wirklich wohl fühle. In der Regel sind es kreative Freigeister, die einen Lebensstil ausserhalb dessen für sich gewählt haben, was "man" so tut und "man" für angemessen hält. Sie sind unvoreingenommen, ehrlich und unkompliziert. Menschen, die mit ihrer - manchmal unbequemen!- Meinung nicht hinter dem Berg halten. Die sich einen feuchten Kehricht drum scheren, was "man" von ihnen denkt. Und die- trotz oder gerade wegen ihrer eigenen Vorstellungen- immer offen bleiben für Andere, egal welchen "Status" sie in der Gesellschaft haben, und für Neues. 

 

So. Jetzt hab ich kein Foto von einem Glitzerfisch. 😉 Aber weil Blümchen doch immer gehen, bekommt ihr noch ein Bild von diesem wunderschönen Gesteck aufs Auge gedrückt, das mir letzten Freitag mein Arbeitgeber zu meinem 10jährigen Jubiläum verehrt hat.

Biddeschön:

 


Ich fands richtig passend. Ein Herz aus zarten, sanften Rosen, umgeben von pieksigen Getreideähren, schlichten Blümchen und Gräsern und zwanglosen Beerenranken. 

Wie eine florale Reproduktion meiner selbst...😄