Mittwoch, 24. Februar 2016

ANNA'S GEWAND

Einmal mehr hat mich eine liebe Mitbloggerin auf ein Thema gebracht, das einen Post wert ist. Lest doch mal mit bei der Frau Bahnwärterin- ihren neuesten Beitrag unterschreibe ich von A bis Z, denn er ist voller wissenswerter Fakten und regt sehr zum Hinterfragen des eigenen Verhaltens an! (Ich hinterfrage ja zwar andauernd, aber es kann nicht schaden, immer und immer wieder angeschubst zu werden! ;oD)
Es geht um ökologisch sinnvoll und nachhaltig hergestellte Kleidung und die Tatsache, dass sich trotz eigentlich besserem Wissen so viele Menschen nach wie vor diese superbilligen Schrottklamotten kaufen. Bedenklich von hinten bis vorne sind sie, angefangen von den Arbeitsbedingungen für die Menschen, die sie herstellen müssen, über den oft mit Füssen getretenen Umweltschutzgedanken bis hin zu einer Qualität, die so grottenschlecht ist wie die Umstände der Produktion. 
Und wie ich Frau Bahnwärterin's Post also lese und im Geiste immer wieder mit dem Kopf nicke erinnere ich mich an die Tracht, die bei mir im Schrank hängt.




Gehört hat sie meiner Grosstante Anna, und sie hat bestimmt schon 70 oder 80 Jährchen auf dem Buckel. (Also- die Tracht, nüchwahr? Die Anna ist schon vor vielen Jahren verstorben!)Ein recht einfaches Kleidungsstück ist es, aber gerade dieses Schlichte und Bodenständige verleiht ihm eine unglaubliche Ausstrahlung. Schon auf den ersten Blick ist man angetan von diesem Gewand, aber auf den zweiten, genaueren offenbaren sich erst seine tatsächlichen Werte. 

Nehmen wir den Stoff unter die Lupe: Dickes, festes ("chäches", wie wir sagen!) Leinen ist es. Gewoben in einem enzianblau-weissen Karomuster mit feinen gelben Streifen für den Rock, uniblau für die "Scheibä" (Schürze). Das Gewebe hat über die vielen Jahre nichts von seiner schönen Griffigkeit eingebüsst, und auch so manche (Hand)wäsche konnte ihm nichts anhaben. Die Farben leuchten, wie wenn die Tracht erst vor ein paar Wochen fertiggestellt worden wäre.
Auch an der weissen "Bluisä" (Bluse) mit den gekrausten 3/4-Ärmeln und dem Zugband am Ausschnitt sitzt jede Naht noch da, wo sie hingehört. Es zeugt von grosser Sorgfalt, wie akkurat jede einzelne dieser Nähte gestichelt wurde. Säume und Paspeln sind von Hand gefertigt, der Rest wohl mit einer mechanisch betriebenen Nähmaschine.
Das Aufwändigste aber sind die beiden gestrickten Halstücher. Das eine aus etwas griffigerer Wolle im Rippenmuster mit zwei feinen Lochreihen und Mäusezähnchen als Abschluss, das andere aus hauchdünnem Faden in einem zarten Dessin kunstgestrickt. 






Man spürt regelrecht die Liebe, mit der dieses Kleid angefertigt wurde, und man kann den Stolz nur erahnen, mit dem es getragen wurde! Anna muss mit einer atemberaubenden Taille ausgestattet gewesen sein- ich würde das Stück zu gerne mal anprobieren, doch ich bin zu gross und zu...öhemm...hummelig dazu! ;oD

Die Qualität ist augenscheinlich und beispielhaft für alles, was zu Anna's Zeit angefertigt wurde. Auch wenn die Materialien knapp und im Verhältnis mit Sicherheit teurer waren als heutzutage, so legte man doch grossen Wert auf bestmögliche Qualität, denn die Dinge (also auch Möbel, Alltagsgegenstände und so weiter) mussten lange und viel (aus)halten! Brach doch einmal etwas entzwei oder bekam einen Riss, so wurde genauso viel Mühe und auch Fingerfertigkeit aufgewendet, um es wieder brauchbar zu machen.

Wir sollten uns unsere Vorfahren heutzutage zum Vorbild nehmen. Da war nichts mit "ex und hopp", die Dinge wurden wertgeschätzt, gehegt und gepflegt und weitervererbt. Auch wenn einem das oft nicht einfache Leben damals, obendrein geprägt von zwei Weltkriegen, gar keine andere Wahl liess, so war doch bestimmt auch die Einstellung der Menschen eine ganz andere. Man lebte mit, für und von der Natur und musste ihr alles abringen, was zum täglichen Leben nötig war. Da die meisten Güter nicht immer und in beliebigen Mengen verfügbar waren wie heutzutage hatten sie damals eine ganz andere Bedeutung. Es wäre wohl niemandem eingefallen, etwas absolut Brauchbares und Unbeschädigtes in den Müll zu befördern, nur weil es grade nicht mehr "in" war.....

Also hänge ich "mein" schönes, altes Gewand wieder ordentlich auf den Bügel, ziehe die Schutzhülle drüber, damit es nur ja keinen Schaden nimmt, und verstaue es wieder im Schrank.
Und denke, dass früher, in der guten, alten Zeit, nicht alles besser war. 
Aber manches eben doch.

Habt es schön, meine Lieben!

Hummelzherzensgrüsse!



....ach, und dann verlinke ich dies auch gleich noch bei unserer Rostrose und ihrer Aktion "A new life"!








Samstag, 13. Februar 2016

EITELKEIT KOMMT VOR DEM FALL!


Immer, wenn ich an meine Freundin Mira denke, dann steigt vor meinem geistigen Auge ein Szenario auf, das mich jedes Mal zu einem breiten Grinsen zwingt.
IMMER!
Und beinahe jedes Mal, wenn wir uns treffen (was ziemlich selten geworden ist, weil wir jetzt doch recht weit auseinander leben) wird diese Geschichte irgendwie zum Thema. Und zum Anlass für hysterisches Gekichere.....

Steht euch auch der Sinn nach Belustigung? 
Na dann:

Wir datieren einen Zeitraum vor ungefähr 25 Jahren. Ich muss vorausschicken, dass Mira* (aus Gründen des Datenschutzes wird hier 
nicht der echte Name verwendet, Anm. d. Red.) damals wie heute ein sehr nettes Persönchen ist, allerdings (zumindest früher) mit ein wenig Eitelkeit behaftet. Und schon damals war sie kurzsichtig wie ein Maulwurf, trug aber höchst selten ihre Brille weil sie befand, dass sie kein Brillentyp sei. Ganz und gar nicht.






Eines abends also fuhren wir beide gemeinsam nach Luzern, um uns im Kino einen Film anzuschauen.
Zu unserem Leidwesen mussten wir feststellen, dass sich vor dem Kino unserer Wahl eine Schlange Wartender bis raus auf's Trottoir zog und somit unsere Chancen, ein Billet zu ergattern, gegen Null tendierten.
Nach kurzer Beratung beschlossen wir, beim Lichtspielhaus auf der direkt gegenüberliegenden Strassenseite zu gucken, was denn dort so auf dem Abendprogramm stehe.

Ich spurte also los, Mira hinterher. Damit ihr eine ungefähre Vorstellung zur Situation bekommt ist es unerlässlich zu erwähnen, dass es sich um eine vierspurige Strasse handelt, die in der Mitte von einer schmalen Insel richtungsgetrennt wird.

Ich sause gazellengleich (jaja!!, damals war noch alles lang, schmal und elastisch an mir! ;oD) über die ersten beiden Fahrspuren. 
Gerade als ich zu einem eleganten Sprung über die Fahrtrichtungstrenninsel (was'n Wort, ne??) ansetze fällt mir siedenheiss ein, dass Mira ihre Brille mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht auf der Nase, sondern in ihrer Handtasche trägt. 
Ich lege also einen beherzten Stopp hin, drehe mich um die eigene Achse und habe schon ein 


"VORSICHT!! Insel!!" 

auf den Lippen- zu spät.

Mira bleibt an der Kante hängen, hebt mit Schwung ab und segelt mit weit ausgebreiteten Armen und einem ziemlich bedröppelten Gesichtsausdruck an mir vorbei.
Um sich dann mit Getöse mitten auf den Asphalt zu legen.

................... 

Es wurde erst ganz ruhig. 
Die wartende Menschenschlange guckte verdutzt, die Autos hielten an (Gottseidank!) und ich wusste im ersten Moment nicht recht, ob ich mich jetzt a) totlachen oder b) um Mira ängstigen sollte. Ich entschied mich für....   a).
Stand auf dieser dämlichen Insel und konnte nicht mehr. Lachte, lachte und lachte......

Ich weiss. Man ist nun natürlich nicht abgeneigt, mir asoziales Verhalten gepaart mit einem ausgeprägten Hang zur Schadenfreude vorzuwerfen. Was allerdings nur bedingt stimmt. Denn ich lache auch, wenn ich mich selber in einer etwas besch...eidenen Situation befinde. Vom Pferd gefallen? Ich lache. Mit dem Auto durch die (notabene geschlossene!) Garagentür gefahren?? Jawoll, ich lache. Lachen scheint bei mir eine gewisse Übersprungshandlung (= ein Verhalten, das in der Situation unangemessen und wenig hilfreich erscheint) darzustellen.

Und ganz ehrlich: Ich bin auch jetzt, wo ich diese Zeilen tippe, schon wieder am kichern. Ich kann einfach nicht anders!

Und Mira? Naja, die hatte sich inzwischen schon ächzend und stöhnend wieder aufgerappelt. Passiert war ihr weiter nichts, bis auf ein paar Schürfungen an den Händen und eine angezauste Frisur. 
Ich kann euch auch üüüberhauptgarnicht sagen, ob wir schlussendlich doch noch einen Film gesehen haben.

Auf jeden Fall wird mir diese Geschichte (die sich immer wie ein Zeichentrickfilm vor meinem geistigen Auge abspielt!) bis an mein seeliges Ende präsent bleiben, und unsere Freundschaft hat darunter nicht das kleinste Bisschen gelitten.

Allerdings trägt Mira ihre Brille seither doch etwas regelmässiger. Glaube ich.....



Habt ein wunderbar wohliges Wochenende,

Hummelzherzensgrüsse!











Donnerstag, 4. Februar 2016

CAPITO?

Frage: Habt ihr euch selber beim Sprechen schon mal ganz bewusst zugehört? Ich meine nicht auf das, WAS ihr gerade sagt, sondern WIE sich das vom Klanggebilde her anhört? Eine seltsame Frage, ich weiss. Aber versucht es mal. Na?? Eigenartig, nüchwahr? Man hat das Gefühl, gerade eine verschlüsselte Nachricht vom Mars empfangen zu haben.... ;oD

Sprache ist doch was Unglaubliches. Nur schon die unendlich vielen Dialekte, die es gibt! Allein in unserem Kanton spricht man meinen Dialekt von einem Dorf zum nächsten in einer anderen Variante, aber eines bleibt gleich: Es ist ein recht urchiger Dialekt. Ich merke das unter anderem dann, wenn ich mit meinem Chef (der aus Deutschland kommt) im Gespräch bin und er mich immer wieder mit einem riesigen Fragezeichen im Gesicht unterbricht und bitteschön wissen möchte, was ich da grad von mir gegeben habe. ;oD




Ich finde es wahnsinnig schade, dass ganz viele Dialekte mit der Zeit verwässern oder mitunter beinahe vergessen gehen. Dialekte sind doch teil unseres Kulturerbes, sie sollen gepflegt und vor allem gesprochen werden. Meiner ist auch nicht mehr ganz lupenrein, denn durch meine jahrelangen Aufenthalte in Gstaad im Berner Oberland und in Luzern haben sich ein paar Brocken und Redewendungen festgesetzt, die ich wohl zu meiner Lebzeit nicht mehr loswerde. Aber ich bemühe mich sehr, meinen Dialekt so authentisch wie möglich zu sprechen, denn ich mag ihn wirklich sehr gerne.

Hier in der Schweiz werden ja 4 Landessprachen gesprochen (und 3 davon auch in der Schule gelehrt): Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch (eine romanische Sprache, die vor allem im Graubünden gesprochen wird und die sich wirklich sehr aussergewöhnlich anhört). 
So kommt es, dass in unseren deutschsprachigen Dialekten ganz viele Wörter aus dem Französischen und Italienischen ihren festen Platz gefunden haben. Beispiele? Nun, wir dürfen mit dem Velo nicht auf dem Trottoir fahren. Nach dem Coiffeurbesuch, wo wir uns Mèches haben machen lassen, oder nach dem Genuss eines Glacé-Coupes im Restaurant zücken wir unser Portemonnaie und bezahlen den Betrag, der auf dem Bon steht. Wir streichen Confiture auf unser Brot und braten im Herbst heisse Marroni. 
Das sind jetzt nur grade die Ausdrücke, welche mir ganz spontan eingefallen sind- es gibt aber noch Unmengen davon!

Ganz besonders viel Spass machen mir Ausdrücke, die schon richtig alt sind und die sogar oft von den Einheimischen nicht verstanden werden. Eine "Scheesä" ist ein Kinderwagen, in dem der "Pfideri" (also das kleine Kind) "gschwäigged" (herumgeschaukelt) wird. 
Das "Paraplii" (Regenschirm) muss man "bhabä" (eng an sich) halten, wenn es nicht nur "fiserled" (nieselt) sondern ordentlich "chuitted" (stürmt), und nicht selten "nodered" (wühlt) man "siiferli" (vorsichtig) dann in der Manteltasche, um ein "Fazenezli" (Taschentuch) rauszuholen, weil man ein "Gfrerli" (eine Frostbeule) ist und einem der "Zinggä" (die Nase) läuft. Und wenn man auf's "Gelärettli" (Armbanduhr/Uhr) schaut, dann wird man schnell merken, dass man wieder einmal "im Hinderlig" ist (also zu spät). Somit sollte man nicht mehr lange "umäfigureetlä" (herumhantieren), sondern "d'Finkä chlopfä" (Gas geben)! Aber wie leicht kommt man dann ins "juflä" (hasten)!

Ach, ich merke grade, es macht "gherig" (recht viel) Spass, in Dialektwörtern "z'nooschä" (suchend zu wühlen) und dabei auf das eine oder andere "eigetä" (seltsame) Wort zu stossen!

Wie sieht's bei euch aus? Sprecht ihr Dialekt, und gibt es da ein paar amüsante Ausdrücke, die wir hier alle kennenlernen sollten?

Ciao zämä, häbid's gued, bis glie!

Ganz liebi Griessli

Frai Hummel
               
                  :oD